Die Geschichte ist schnell erzählt. Sand, Steine, Wind und Wellen. Das sind die 10 kapverdischen Inseln. Wie sich das „Grün“ in den Namen verirrt hat – ein Rätsel. Kap Sandgelb wäre angebrachter. Diese ehemalige portugiesische Kolonie zählt zu den stabilsten und wohlhabendsten Ländern Afrikas. Der Bevölkerungsmix zeigt, dass der europäische Anteil in den Genen bei fast 50 % liegt. Europa vor der Haustür Afrikas. Sicherheit bei angenehm warmen Temperaturen. Das leuchtende Tor im kalten, europäischen Winter. 

Die touristische Infrastruktur ist ausreichend, um stressfrei die Wärme Afrikas erleben zu können. Aber immer noch bescheiden im Vergleich zu den Bettenburgen der Kanaren oder Balearen. Dieser kleine Inselstaat wartet versteckt und noch relativ unentdeckt auf internationalen Flugverkehr. Es ist eine interessante Mischung aus afrikanischer Nachlässigkeit und ursprünglichem Charme. 

Rumpelnde Straßen aus Kopfsteinpflaster, die abrupt enden. Unfertige, improvisierte Bushaltestellen. Riesige Schlaglöcher, Bauruinen und dazwischen viel Nichts. Abzweigungen und Beschreibungen, die kein Navi der Welt mehr brauchen – folgen dem Motto: wenn auf der rechten Seite das blaue Haus auftaucht, sofort rechts abbiegen. Das Rechts erkennt man dann an verschiedenen Reifenspuren, die vermutlich alle „sofort rechts“ von der Asphaltstraße ins staubige Nirwana abgebogen sind. Das Schöne ist, da es sich um eine Insel handelt, ist jeder Weg endlich. 

Eine der Attraktionen der Insel Sal ist die alte stillgelegte Saline Pedra do Lume. Hier ist der Boden unter den Meeresspiegel abgesunken. Früher wurde die Saline industriell genutzt, heute ist sie die einzige nennenswerte Tourismusattraktion. Aufgrund der hohen Salzkonzentration treibt man wie im Toten Meer. Direkt gegenüber liegt Shark Bay. Keine Sorge, die Saline ist wie eine geschlossene Badewanne und der hohe Salzgehalt macht kein Leben unter der Wasserkante möglich. Shark Bay ist ein knietiefes Wasserrevier, in dem sich ab Nachmittag kleine Riffhaie blicken lassen. 

Die Tiere werden mit blutigen Fischkadavern geködert, sind aber absolut harmlos. Von Nichts, kommt nichts – aber dieses traurige Spiel als sehenswert zu preisen, fällt schwer. Man kann es den dort anwesenden „Guides“ dennoch nicht übel nehmen, ein bisschen was vom Kuchen Tourismus abzubekommen. Es ist ein einfaches, hartes Leben für die meisten Kapverdianer. Fischerei und Tourismus sind die einzigen nennenswerten Erwerbsmöglichkeiten.  

Südländische Lässigkeit, aber der Deckmantel dieser Leichtigkeit überdeckt die wirtschaftlichen Probleme nie ganz. Vor allem in Santa Maria im Süden von Sal lebt vom Tourismus. All inclusive Clubresorts bieten Jobs für die Einheimischen und europäischen Standard für ihre Gäste. Vor Jahren noch waren es vor allem Surfer, Windsurfer und Kiter – die Wind und Welle von Ponta Preta geschätzt haben. Die Surfcrowd hält sich erstaunlicherweise immer noch in Grenzen. Selbst an guten Tagen hat man die perfekten Wellen von Ponta Preta nur mit einer Handvoll weiteren Surfern zu teilen. Inzwischen hat sich die kapverdische Schönheit aber auch bei Pool- und Liegestuhlurlaubern rumgesprochen. 

Weiße Sandstrände und kristallklares Wasser bei 30 Grad im Schatten. Die Geschichte ist schnell erzählt und ziemlich unkompliziert. Hier macht der europäische Alltag Urlaub. 

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