Eine Trauminsel im Indischen Ozean. High-End Beach Resorts treffen auf afrikanische Einfachheit. Kristallklare Wellen brechen über scharfen Korallenriffen, welche die Strände dahinter zu seichten Lagunen machen. Weiße Sandstrände heben sich ab vom endlosen blauen Horizont mit Sonnenuntergängen in Blutrot. Eine Insel, die zwar bekannt ist, aber dennoch nicht dem Massentourismus verfallen scheint. Mauritius ist nicht groß, nur was geografisch nah wirkt, ist tatsächlich fern.
Enge einspurige Straßen auf denen Busse permanent stoppen, so quält sich der Verkehr mit Meerblick die Küste entlang. Wenn der Regen kommt, dann geht auch mal schnell gar nichts mehr. Manche Küstenstraßen liegen direkt auf Höhe des Meeresspiegels. Starkregen setzt die Straßen in Rekordzeit unter Wasser.
Ausländische Investoren und korrupte lokale Politiker haben das möglich gemacht. Die Zuckerrohrhänge werden verkauft, bebaut, das Land versiegelt. Bei Regen versickert das Wasser nicht mehr, es strömt zu Tal und flutet die Häuser der Ärmsten direkt am Wasser.
Überhaupt die Politik. Es ist das bekannte afrikanische Possenspiel. Ein Clan erringt die Macht, der Verwandtschaft werden lukrative Posten zugeschanzt oder neue Ministerien kreiert. So gibt neuerdings einen Minister für die Entwicklung von Starbucks Filialen auf Mauritius. Sinnbefreit, aber garantiert eine Cash Cow für besagten Minister, um sich selbst die Taschen voll zu machen.
Das Paradies kostet Geld. Es ist kein billiges Reiseland, aber durchaus günstiger als der direkte Nachbar La Réunion. Letzteres gilt zudem als Hai verseucht, immer wieder werden Attacken auf Surfer gemeldet, dafür steht Mauritius nicht. Weltklassewellen wie Tamarin Bay haben allerdings einen zweifelhaften Ruf. Die sogenannten White Shorts kontrollieren das Line-up streng und hart. Wer nicht willkommen ist, macht hier keinen Stich.
Um Le Morne ballen sich die restlichen Surfspots wie One Eye, welche an guten Tagen vollkommene Perfektion über die Riffe zaubern. Wer hier surft oder kitet, sollte wissen was er/sie tut, das Riff verzeiht keinen Fehler.
Das Schauspiel vom Wasser aus ist grandios. Le Morne Barbant ragt majestätisch in grünem Gewand über die Lagune. Der Berg ist das Symbol von Mauritius. Der Monolith hat viele Höhlen und Überhänge, in denen sich der Legende nach, Sklaven versteckt hielten. Als die Polizei am Fuße des Berges ankam, um 1835 die Sklaven festzusetzen, stürzten sich diese lieber über die Klippen in den Tod. Le Morne Brabant ist Weltkulturerbe und nationales Heiligtum auf Mauritius. Blut, Schweiß und Tränen, wo sich heute der internationale Tourismus Erholung gönnt. Mauritius ist mehr als nur ein tropisches Paradies. Es hat eine Geschichte. Mauritius hat gelitten. Portugiesen haben es entdeckt, die Holländer besiedelt, dann kamen die Franzosen und Briten. Heute kommen die Europäer in Badelatschen, damals kamen sie mit Waffen.
Viele verschiedene Einflüsse auf einer kleinen Insel, die vom drittgrößten Korallenriff der Welt geschützt wird. Mauritius – ein sensationelles Reiseziel mit herzlichen Menschen und bewegter Vergangenheit. Die Forgotten Island of Santosha. Santosha bedeutet innere Zufriedenheit. Das Leben und alle Herausforderungen anzunehmen, zu akzeptieren und daran zu wachsen.
Wir leben in Denkmustern, getrieben von unseren Vorurteilen und Wertevorstellungen. Bei dem Namen Libanon kommen vermutlich viele jener „Einflüsterer“ zum Tragen, welche sagen: In den Libanon reist man nicht, weil: kriminelle Clans, Unruheherd, Wirtschaftskrise und Hyperinflation. Touristische Attraktionen – Fehlanzeige. Armut, Dreck und Gewalt. Kurz: ein weiterer verlorener Staat in den undurchsichtigen Wirren und Unruhen des Mittleren Osten. Sprich, definitiv kein Reiseziel für den Mainstream.
Vorurteil und Realität, im Fall von Beirut trifft beides zu. Es ist die Stadt der zwei Gesichter. Die hässliche Fratze präsentiert sich schäbig, verschmiert, bröckelnd und abstoßend.
Unfertige Boardwalks direkt am Meer, die keinen Anfang und kein Ende haben, brutale mehrspurige Stadtautobahnen, die das Überqueren zum Himmelfahrtskommando werden lassen, ehemalige Diskotheken, Shops, Bazare, Hotels und Wohnhäuser– die einfach nur sich selbst, dem Zerfall, der salzigen Luft, Müll, Ratten und Fäkalien überlassen worden sind. Eine Stadt, ein Land, welches am Abgrund taumelnd, sich selbst beim Scheitern zusehen kann.
Symptomatisch und beispiellos, im weltweit fein justierten Zusammenspiel von UTC, GMT & CET, schafft es der Libanon kurzfristig zwei Uhrzeiten gleichzeitig gelten zu lassen. Sich nicht dem Diktat der Zeit zu unterwerfen ist der Luxus des Müßiggängers, allerdings braucht es Klarheit für Krankenhäuser, Flughäfen und Meetings. In Tragik steckt immer auch eine gewisse Komik, aber man spürt diese Zerrissenheit, welche das Land innerlich aufwühlt und äußerlich als gescheitert gelten lässt. Es geht dabei nicht nur um Religion.
Militärischer Händel mit Israel und dem Iran, Bürgerkrieg, zeitweilig sogar ein geteiltes Beirut. Der Osten christlich, der Westen muslimisch. Ein Pulverfass mit kurzer Lunte. Das war es mal – nur haben Krieg, Beiruts Hafenexplosion und Korruption das Land dermaßen niedergestreckt, dass es nur mühsam wieder auf die Beine kommt. Heute hat das Land keine Kraft mehr für religiöse Animositäten. Es geht um seine Existenz.
Ein Land, welches in den 70gern ein Treffpunkt des Jetsets war. Mondäne Etablissements wie das Caves du Roy und gediegenes Ambiente. Das andere Gesicht von Beirut. Strahlend, elegant, Paris des Ostens mit prächtigen Stadtvillen, breiten Alleen, mediterranem Lebensgefühl und feinster Küche. Beirut gibt dem heutigen Gast das Gefühl zu spät zu kommen. Viel zu spät. Gut 50 Jahre zu spät. Damals, als es voran ging nach der Unabhängigkeit von Frankreich, allerdings die frankophone Eleganz und ihr Savoir-vivre geblieben sind, das war die Prime des Libanon.
Lange her, und man sieht es, aber vielleicht ist es gerade das, was den Libanon so faszinierend macht. Es ist kein gerader Lebensweg. Der Libanon scheitert, er stolpert, fällt, rappelt sich hoch und taumelt weiter. Gastfreundlich und offen wird der Gast begutachtet. Direkter Blickkontakt ist keine Seltenheit.
Innovative Cafékonzepte entstehen, durchgestylte Saj-Läden bieten traditionelle libanesische Küche, die Bars spielen Live-Musik und die Hipster Crowd inszeniert sich selbst. Notstromaggregate rattern durch die Nacht, um der Dunkelheit ein bisschen Licht abzutrotzen. Es gilt dem Abriss wenigstens ein bisschen bunte Lebensqualität entgegenzusetzen. Der Libanon, ein chaotisches, aber traumhaft schönes Land.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Sand, Steine, Wind und Wellen. Das sind die 10 kapverdischen Inseln. Wie sich das „Grün“ in den Namen verirrt hat – ein Rätsel. Kap Sandgelb wäre angebrachter. Diese ehemalige portugiesische Kolonie zählt zu den stabilsten und wohlhabendsten Ländern Afrikas. Der Bevölkerungsmix zeigt, dass der europäische Anteil in den Genen bei fast 50 % liegt. Europa vor der Haustür Afrikas. Sicherheit bei angenehm warmen Temperaturen. Das leuchtende Tor im kalten, europäischen Winter.
Die touristische Infrastruktur ist ausreichend, um stressfrei die Wärme Afrikas erleben zu können. Aber immer noch bescheiden im Vergleich zu den Bettenburgen der Kanaren oder Balearen. Dieser kleine Inselstaat wartet versteckt und noch relativ unentdeckt auf internationalen Flugverkehr. Es ist eine interessante Mischung aus afrikanischer Nachlässigkeit und ursprünglichem Charme.
Rumpelnde Straßen aus Kopfsteinpflaster, die abrupt enden. Unfertige, improvisierte Bushaltestellen. Riesige Schlaglöcher, Bauruinen und dazwischen viel Nichts. Abzweigungen und Beschreibungen, die kein Navi der Welt mehr brauchen – folgen dem Motto: wenn auf der rechten Seite das blaue Haus auftaucht, sofort rechts abbiegen. Das Rechts erkennt man dann an verschiedenen Reifenspuren, die vermutlich alle „sofort rechts“ von der Asphaltstraße ins staubige Nirwana abgebogen sind. Das Schöne ist, da es sich um eine Insel handelt, ist jeder Weg endlich.
Eine der Attraktionen der Insel Sal ist die alte stillgelegte Saline Pedra do Lume. Hier ist der Boden unter den Meeresspiegel abgesunken. Früher wurde die Saline industriell genutzt, heute ist sie die einzige nennenswerte Tourismusattraktion. Aufgrund der hohen Salzkonzentration treibt man wie im Toten Meer. Direkt gegenüber liegt Shark Bay. Keine Sorge, die Saline ist wie eine geschlossene Badewanne und der hohe Salzgehalt macht kein Leben unter der Wasserkante möglich. Shark Bay ist ein knietiefes Wasserrevier, in dem sich ab Nachmittag kleine Riffhaie blicken lassen.
Die Tiere werden mit blutigen Fischkadavern geködert, sind aber absolut harmlos. Von Nichts, kommt nichts – aber dieses traurige Spiel als sehenswert zu preisen, fällt schwer. Man kann es den dort anwesenden „Guides“ dennoch nicht übel nehmen, ein bisschen was vom Kuchen Tourismus abzubekommen. Es ist ein einfaches, hartes Leben für die meisten Kapverdianer. Fischerei und Tourismus sind die einzigen nennenswerten Erwerbsmöglichkeiten.
Südländische Lässigkeit, aber der Deckmantel dieser Leichtigkeit überdeckt die wirtschaftlichen Probleme nie ganz. Vor allem in Santa Maria im Süden von Sal lebt vom Tourismus. All inclusive Clubresorts bieten Jobs für die Einheimischen und europäischen Standard für ihre Gäste. Vor Jahren noch waren es vor allem Surfer, Windsurfer und Kiter – die Wind und Welle von Ponta Preta geschätzt haben. Die Surfcrowd hält sich erstaunlicherweise immer noch in Grenzen. Selbst an guten Tagen hat man die perfekten Wellen von Ponta Preta nur mit einer Handvoll weiteren Surfern zu teilen. Inzwischen hat sich die kapverdische Schönheit aber auch bei Pool- und Liegestuhlurlaubern rumgesprochen.
Weiße Sandstrände und kristallklares Wasser bei 30 Grad im Schatten. Die Geschichte ist schnell erzählt und ziemlich unkompliziert. Hier macht der europäische Alltag Urlaub.
Tromsö ist eine kleine Stadt.
Getrennt durch einen Fjord, verbunden über eine bogenförmige Brücke.
Markenzeichen einer Stadt im hohen Norden. Das Klima ist, wie man es im
November erwarten kann. Knackig-kalt, schnee- und regenreich.
Erstaunlicherweise hat diese
60.000 Einwohner Stadt mit ihren leeren Gassen etwas Heimeliges. Schummriges
Licht macht die Glasfronten der Restaurants und Bars gemütlich. Wenn draußen
Kälte um die windigen Ecken zieht, ist der Blick in die Fenster der Puppenhäuser
umso einladender.
Holz und Glas dominieren das
Design der Häuser. Die Skandinavier schaffen es geschmackvoll alt mit modern zu
mischen, ohne dabei Bausünden in ihre atemberaubende Landschaft zu zimmern.
Klare Linien mit schnörkellosem, puristischem Innendesign runden den
Gesamteindruck wohlwollend fürs Auge ab.
Die raue Kälte schafft Klarheit
im Kopf, die gewaltige Natur sorgt für Demut und die unverbindliche Offenheit
der Norweger lassen den Gast entschleunigen. Niemand ist gehetzt, genervt oder drängelt.
Alles ist im Fluss und geht seinen langsamen, wenn auch teuren Gang.
Busticket, Restaurant, Bar,
Supermarkt, Taxi, Fähre, Museum, Kino – alles ist digital. Entweder per App zahlbar
oder per Kreditkarte. In vielen Fällen ist es sogar nicht möglich mit Bargeld
zu bezahlen. Passend zum gläsernen Design, der gläserne Bürger. Nur wird das
hier hinter einer natürlichen, freundlichen Fassade angenehm verpackt.
Norwegen ohne digitalen
Fußabdruck zu bereisen ist schwerer als die Nordlichter zu erleben. Gefährlich
für das Bankkonto, da vom Kaugummi bis zum Shopping Mall Besuch die Kreditkarte
pausenlos gezückt wird. Die Freiheit
nehme ich mir –Rechnung und Schock kommen später.
Tromsö ist die letzte größere
Stadt vor dem Nordkap. Ein unaufgeregtes Drehkreuz für Funktionskleidung und
Trekkingschuhe. Die Dichte ist exponentiell hoch. Und vermutlich auch einer der
wenigen Orte der Welt, an dem man in seinem atmungs-aktiven Trekking-Outfit
nicht wie ein kompletter Vollidiot aussieht. Interessanterweise scheint Tromsö
auf der „bucket list“ von ganz Frankreich und Japan zu stehen. Man hört gefühlt
mehr Französisch als Norwegisch auf den Straßen und blickt in erstaunlich viele
asiatische Gesichter. Bei Franzosen ertappt einen immer das Gefühl, dass sie
sich „ungefährliche“, leichte Reiseziele suchen. Sie trauen sich in ehemalige
Kolonien wie Vietnam oder in sichere Reiseziele wie Skandinavien, aber nicht
mit dem Rucksack durch Südamerika oder Afrika. Die Asiaten suchen sich hier
ihre Weihnachtsromantik mit Schnee und Renntieren.
Geografisch liegt Tromsö an einem
sanft abfallenden Hang, und erinnert an einen riesigen Outdoor-Kinosaal. Die
Leinwand gegenüber ist mehr als nur Dolby Surround. Fjord, Bogenbrücke,
Meereskathedrale und der Fjellhaven machen den Film zum Blockbuster. And the Oskar
goes to…..Tromsö.
Sinnigerweise kann man den Fjellhaven-Gipfel
über eine Sherpa-Treppe ersteigen. Flache Steine, die als Naturtreppe
angeordnet den Weg nach oben weisen und so gangbar machen. Beim 60-minütigen
Aufstieg kann man theoretisch alle Großwetterlagen erleben. Sonne, Regen,
Schnee, Regen, Wind. Mit ein bisschen Glück tanzen nachts die Nordlichter über
Tromsö und die Abfahrt mit der Gondel dauert nur Minuten.
Die Gegend um Tromsö ist so wie
man sich den Norden vorstellt. Einsame Straßen schlängeln sich an gewaltigen
Fjorden, steilen Berghängen und vereinzelten Dörfern durch eine gigantische
Troll-Kulisse.
Es ist surreal, wie die Natur
ihre majestätische Größe und Schönheit zelebriert. Renntiere kreuzen die Sträßchen,
Delfin-Schulen tummeln sich in den Buchten und Grauwale heben träge ihre
Schwanzflossen aus dem eiskalten Norwegischen Meer. Wenige Menschen runden das
Naturerlebnis nachhaltig ab.
Eine Autostunde von Tromsö liegt Sommaroy
– das Sylt der Tromsöer. Wäre es nicht bitterkalt und würde nicht Schnee die
Kuppen bedecken, man wäre sich nicht sicher, ob man an einem karibischen Strand
wäre. Weißer Sand und türkisfarbenes Wasser lassen erahnen wie ein „Sommer
royal“ hier aussieht.
Doch auch hier bleibt der
Eindruck der Nachhaltigkeit. Es gibt keine Parkplätze, keine Hotelburgen,
keinen Souvenirshop. Sommaroy ist schläfrig und menschenleer. Anders gesagt,
ein paar bunte (aber hochwertige) Bretterbuden mit großen Glasfronten stehen
wahllos verteilt am Wasser. Norweger haben und lassen Platz. Vor ihren Häusern,
neben ihren Häusern, hinter ihren Häusern. Keine Enge, es bleibt immer Luft zum
Atmen. Autos dürfen nicht an den Straßen geparkt werden, keine Mülltonnen
verschandeln das Bild, niemand ist unterwegs. Ohne die Lichter in den
Wohnzimmern wäre man allein.
Typisch skandinavisch. Natur pur.
Unaufgeregtheit. Klarer Kopf. Ein Traum
eben.
Ein Name, den jeder kennt, aber
kaum jemand war schon da. Vom Azoren-Hoch ist gerne im Wetterbericht die Rede.
Was subtropisch klingt, steht für milde Winter und nicht so heiße Sommer. Das passt zu Image und geografischer Lage.
Die Azoren sind irgendwo dazwischen. Allerdings nicht maus-grau, sondern
gras-grün. Steile Küstenabschnitte mit tiefen, vulkanischen Kratern im
Landesinnern sorgen für ein stetes Auf und Ab, trotz allem verliert man nicht
die Orientierung. Die wenigen Straßen führen immer auf eine oder die andere
Seite der Küste.
Eine Welt für sich, die faktisch zu
Portugal gehört. Mediterranes Flair, gemächlicher Insel-Lifestyle mit üppiger Fauna.
Die Azoren gehen noch immer als Geheimtipp durch. Auf Sao Miguel sprudeln bei
Furnas heiße, thermische Quellen direkt aus der Erde. Das Wasser fließt über
kleine Rinnsale in naturbelassene Außenpools. Es ist ein Genuss in diesen
Tümpeln inmitten der Natur die Seele baumeln und den Körper entspannen zu
lassen. Die grünste SPA-Erfahrung, die es geben kann. Mitten im Wald.
Die schroffe Küste gibt nur
wenige Strände her, diese haben aber Potential für hervorragenden Surf. In
Ribeira Grande laufen perfekte Sets über die Sandbänke. Bei mehreren Peaks hat
jeder Surfer sein Revier, auch wenn die Local grommets in den Wellen Spray
verteilen.
Vermutlich kennt jeder jeden auf
den einzelnen Inseln – und der Rest sind Touristen. Wie so viele Inseln
entschleunigen auch die Azoren den Geist. Vielleicht weil die Flut der Reize
nicht gegeben ist und der Blick auf den Atlantik die Seele beruhigt.
Die Städtchen haben immer etwas
Unaufgeregtes, Verpenntes. Nichts geht schnell, trotzdem wirkt alles im Fluss.
Man kann dem Gras förmlich beim Wachsen zu schauen, wenn man das möchte. Die
Entdeckung der sympathischen Behäbigkeit, auf gewisse Weise erholsamer als
viele SPA-Oasen einer Großstadt.
Und dennoch bleibt es schwer ein
scharfes Bild von den Azoren zu zeichnen. Dafür sind sie einfach zu viel im
„irgendwo dazwischen“. Portugiesische Mentalität gepaart mit skandinavischer
Wetter-Rauheit. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Aber dennoch nicht langweilig oder
fad.
Geradezu trotzig liegen die
Azoren mitten im Atlantik. Ab vom Schuss, um überrannt zu werden. Aber nicht zu
weit weg, um völlig aus der Welt zu sein. Dafür sorgt der Wetterbericht, der
uns in schöner Regelmäßigkeit das Azoren-Hoch erklärt.
Großer fremder Bruder. Du siehst
anders aus, du lebst anders, du isst anders, du fühlst dich anders an. Alleine
das Wort Türkei lässt kaum einen vorbehaltlos urteilen. In Deutschland hat sich
ein Bild eingebrannt: Wohnungen, die sonst keiner will, aber davor aufgemotzte
Familienkarren deutscher Premiumhersteller. Schnurrbärte, Kopftücher und die
Ausprache „sch“, wenn „ch“ gemeint ist. Eine fremde Kultur im eigenen Land, in
dem sich beide Seiten fremd bleiben. Eine tendenzielle Abneigung, die auf
Gegenseitigkeit beruht. „Nein, ich bin kein Rassist, aber“ -…. viele Sätze
beginnen so. Türken, die nach 30 Jahren in Deutschland kaum Deutsch sprechen.
Deutsche, die die Türkei immer noch für ein anatolisches Bergdorf halten. Man
hat sich eingerichtet in seiner engen Denke.
Dabei ist die Türkei, also die
echte Türkei zwischen Mittel- und Schwarzmeer, so ganz anders als die Türkei
Berlins, Hamburgs, Stuttgarts, etc. – sie lässt dich staunend zurück. Die
Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft in Türkiye beschämt den reisenden
Deutschen. Leben und leben lassen, die Türkei lässt jedem Menschen Raum. Der
Grad zwischen staatlicher Kontrolle, Überwachung und Schutz ist fließend, aber
genauso fließend ist die Auslegung der Grautöne dazwischen. Rote Ampeln, durchgezogene
Linien, Einbahnstraßen, rechts überholen – in Deutschland Todsünden, in der
Türkei eine grobe Richtlinie, an die sich kaum einer hält. Aus 3 Fahrbahnen
werden 4 oder 5. Ein chaotischer Lebensraum, der frei macht. Er lässt Raum für
Interpretation.
Die heimliche Hauptstadt ist
Istanbul. Ein 15-Millionen Betondschungel, aber mit Bosporus und Goldenem Horn
vor der Nase lässt es sich atmen. Der Blick auf Meer beruhigt den hektischen
Großstadtwahnsinn. New York war mal die Stadt, die niemals schlief. Heute ist
das Istanbul. Die einzige Stadt der Welt, die sich über 2 Kontinente erstreckt.
Die Verbindung zwischen Asien und Europa. Eine fließende Grenze der Kontinente.
Das alte Istanbul ist auf der
europäischen Seite, das Moderne auf der Asiatischen. Pendlerfähren und die
unterirdische Marmaray schaufeln Millionen Istanbuler nonstop hin und her. Die
Gegensätze der Welten machen Istanbul so inspirierend. Alte Traditionen und
Lebensformen, vor allem auch gedanklich, prallen auf den obszönen Westen.
Kopftuch trifft Minirock. Seximus trifft Feminismus. Es brodelt unter der
Oberfläche. Istanbul ist immer auf Sendung. Rund um die Uhr, 7 Tage die Woche
pulsiert das Leben. Laut und dreckig,
und doch ein schillernder Rohdiamant.
Ganz anders ist die Zentrale der
Macht. Ankara ist Business. Sauber, geordnet, modern aber eben auch ein
bisschen langweilig. Es fehlen die Ecken und Kanten eines Diamanten. Hier
schlägt das Herz des Regimes. Kameraüberwachung überall. Polizei an jeder Ecke.
Man traut sich kaum laut zu atmen, geschweige denn ein Foto zu machen. Hier
zeigt der Apparat, wer im Hause das Sagen hat. Der Babo, und zwar nur der Babo.
Die Türkei funktioniert streng
hierarchisch. Moderne, flache Arbeitsstrukturen sind nicht mal Utopie, es gibt
sie nicht. Der Respekt gegenüber dem Abi oder dem Höhergestellten ist verpflichtend.
Selbst wenn der Vorgesetzte kein A von einem B unterscheiden kann, die Ansagen
werden befolgt. Alles andere gilt als respektlos und wird nicht geduldet. Als
Außenstehender ist das extrem verstörend, aber so ist es eben. Überhaupt hat
der soziale Status mehr Gewicht als alles andere. Ein Jurist ist Jurist, und
damit hat diese Person qua Beruf immer recht. Selbst wenn dieser Jurist noch
nie gearbeitet, noch nie einen Fall gewonnen oder sonstige berufliche Erfahrung
hat, er ist Jurist und damit Respekstperson. Das Leistungsprinzip der Türkei
ist ein Prinzip der Privilegierten. Was die „freie“ Markt- und
Vetternwirtschaft des Westes fördert, ist in der Türkei der Standard. Interessanterweise
machen sich Nationen wie die Türkei, dann noch zusätzlich selber das Leben
schwer, in dem sie meinen mit Bürokratie das Monster im Zaum zu halten. Und was
passiert? Genau das Gegenteil.
Die türkische Bürokratie ist der
Albtraum. Undurchsichtig, umständlich, behäbig und geradezu grotesk
ineffizient. Wer dachte Deutschlands Bräsigkeit in Kommunalbüros sei legendär,
wird nach dem Vergleich mit der Türkei feststellen müssen: dagegen ist das
teutonische Beamtentum ein Quell der Inspiration: modern, schnell und ultra-effizient.
Uralte Röhrenbildschirme,
Telefon-Modems die aussehen wie aus dem 19. Jahrhundert. Chaos und heilloses
Durcheinander, keiner spricht Englisch, keiner hilft dir, jeder schickt dich
einfach immer nur woanders hin. Es führt den Gast an seine psychischen Grenzen
der Belastbarkeit. Es hat etwas von Falling Down mit Michael Douglas. Man würde
am liebsten einfach nur ausrasten.
Privatsphäre oder Datenschutz?
Was ist das?! Jeder fotografiert zur Sicherheit nochmal den Pass, die
Kreditkarte, den Führerschein, egal was es ist. Meine Passdaten hat vermutlich
die gesamte Türkei auf dem Handy, ein ehr beruhigendes Gefühl.
Auf der Post, der Bank oder dem
Amt werden Nummern gezogen. Oder verteilt, je nachdem. Dann ist man an der
Reihe, aber es hält sich kein Mensch an irgendwas. Es wird zwischenrein
gefragt, unterbrochen, etc. Es macht einen wahnsinnig. Distanzlos und völlig
gleichgültig. Wer nicht die Ellbogen ausfährt, macht bei PTT, Bank oder auf dem
Amt keinen Stich. Wenn du die Lücke siehst, grätsche rein. Hier herrscht keine
Hierarchie, sondern Anarchie. Jeder Absolvent eines Meditationskurses sollte
sich einmal dem Stresstest der türkischen Bürokratie unterziehen, erst dann
hätte ein Abschlussdiplom Gravität, denn nur wer hier ohne Nervenzusammenbruch
lächelnd rauskommt, hat seine wahre, innere Mitte gefunden.
Besser man lässt dieses riesige
Land die Seele beruhigen, denn es hat einfach alles. Die Great Ocean Road von
Bodrum bis Alanya ist ein einziger Genuss. Enge Kurven entlang des
Mittelmeeres, die Brise sanft, der Blick unendlich und die Straßen leer.
Einsame Strände, kristallklares Wasser und fangfrischer Fisch auf dem Tisch. Alleine
schon die Fahrt entlang der Küste ist der ganze Urlaub.
California Dreaming oder auf Türkisch:
Mersin. Mersin ist ein endloser Boardwalk. Es ist überhaupt keine schöne Stadt,
aber Palmen, Meer und immer mildes Klima machen Mersin schön. Und der Weg ist
nicht weit zu einer Welt, die man überhaupt nicht verstehen kann. Eine
Mondlandschaft, Hotels in Höhlen: Kappadokien. Eine Zauberwelt, es ist eine Art
Puppenspiel. Aus der Zeit gefallen, aber beeindruckend.
Jetzt könnte man sagen, das alles
reicht um der Türkei das Prädikat „extrem reizvoll“ zu verleihen. Hätte das
Land nicht noch mehr zu bieten. Das mediterrane Flair der Ägäis, hat auch noch
die wilde, schroffe Gewalt des Schwarzmeeres. Weniger touristisch, weil eben
ungezähmter und kühler. Die Städte sind weniger bekannt und deutlich kleiner.
Eine andere Welt in derselben Nation, und was die Wenigsten auf dem Schirm
haben. Im Winter wird hier Ski gefahren. Bolu, das kulinarische Herz der Türkei
hat eines von 3 Skigebieten. Klein, aber fein. Auf einmal ist Abi gar nicht
mehr so fremd, sondern sehr vertraut.
GeORGIEen, was frivol klingt, entpuppt sich als eigentlich sehr westlich. Erstaunlich westlich sogar. Es ist eines dieser aufgeräumten Ziele, welches sich vermutlich eher polyglotte Traveller raussuchen, die London, Paris, Athen schon längst „Auf Nimmer-Wiedersehen“ gesagt haben.
Georgien versprüht einen Hauch Exotik garantiert aber absolute Sicherheit. Die Ankunft am Airport Tbilissi ist direkt schon das erste Highlight. Bei der Passkontrolle bekommt der Gast, neben dem Stempel, als „Geschenk des Präsidenten“ eine Flasche Rotwein vom Zollbeamten überreicht.
Man hat schon viel erlebt, aber bei der Einreise erstmal mit Alkohol versorgt zu werden, ist irgendwie schräg. Generalstabsmäßig organisiert zudem der Taxi Service vom Flughafen in die Stadt. Man wird am Gepäckband abgepasst, und quasi dem Kollegen nach dem Zoll übergeben, der an den Fahrer übergibt. Je nach Zone, in welche man möchte, sind die Preise festgelegt. Die Taxi Fahrer tragen Westen mit „Airport Taxi“ Aufschriften, damit ja auch keiner auf die Idee kommen könnte, man würde hier übers Ohr gehauen.
Auf einer hervorragend, überraschend breiten Straße geht es dann schnörkellos nach Tiflis. Auch entbehrt es nicht einer gewissen Komik, dass die Straße George W. Bush Street heißt. Eine der größten und modernsten Straßen Georgiens ist nach dem ehemaligen Präsidenten der USA benannt.
In 2005 war Walker erstmals in
Georgien und hat sich im Konflikt mit Väterchen Russland 2008 auf die
georgische Seite gestellt, was Georgien die Unabhängigkeit bewahrt hat, aber
auch einen harten Gegner: Russland.
So geht es vorbei an den typisch
lieblosen Wohnsilos, die aussehen wie überdimensionierte Legebatterien, in
denen jede Wohnung identisch ist. Bei all der Geradlinigkeit der Gebäude und
der George W. Bush Street, kommt wieder das Komische am Schluss. Mit einer
doppelten Haarnadelkurve endet die bolzgerade Bush Allee und man ist direkt im Zentrum von Tiflis.
Das alte Tiflis ist alles andere als gerade. Alles ist schief, massiv Einsturz-gefährdet oder beides. Kopfsteinpflaster und baufällige Backsteinhäuser neben Bretterbuden, das alte Tiflis ist eine in die Jahre gekommene Puppenstube. Aber Tiflis soll das neue Berlin sein. Es wird sehr viel gebaut und gentrifiziert. Super-Styler Hotels und/oder Bars wie das Stamba machen Tiflis zum neuen Hotspot.
Eigentlich ist Tiflis weder besonders modisch, noch besonders schön, noch besonders spannend. Es hat aber eine gewisse Künstleraura, etwas Unberechenbares, was es interessant macht. Wie Berlin eben. Nur hat Tiflis nicht diese Schnodderigkeit, Georgier sind sensationell herzlich und gastfreundlich.
Gastfreundlich bzw. lustig auch die Schrift. Georgisch sieht aus wie Thailändisch. Viele runde Buchstaben, die zusammen eher wie ein Bilderrätsel mit halbfertigen Kreisen aussehen. Mchedruli – das georgische Alphabet! Aber der freundliche Georgier setzt unter jedes Schild immer gleich die Übersetzung auf Englisch. Der ausgestreckte Mittelfinger für Väterchen Russland! In your face, sozusagen.
Apropos, Gesicht. Georgische Nasen. Das Land der Super-Nasen. Breit, dick und knubbelig – genauso wie Man(n) oder Frau sie heutzutage NICHT haben möchte. Eine Klinik für Nasen-OPs wäre the money business in Georgien. Wer es sich eben leisten kann, denn so billig wie vermutet ist Georgien nicht.
Man hat sehr wohl verstanden, dass der Tourist Geld in der Tasche hat, welches er gefälligst auszugeben hat. Für die Gondelfahrt über die Altstadt, das Dümpeln auf der Kura oder an einem der viel zu vielen Touristenständen in der Altstadt.
Ein Umstand, den man wohl mit der westlichen Vermarktung in Kauf nehmen muss. The show must go on! Dabei sind es die Eigenarten, die andere Länder oder Städte hervorstechen lassen. Auf den Flohmärkten bietet man nicht nur Nippes, sondern gleich die ganze Wohnung zum Verkauf an. Man sollte also genügend Cash auf Tasche haben, möchte man sich im Vorbeigehen eine georgische Immobilie zulegen.
Im eher beschaulichen Tiflis sind die Rolltreppen der Metros ein Highspeed Erlebnis aus dem letzten Jahrhundert. Menschen mit Höhenangst oder Respekt vor hoher Geschwindigkeit bitte Finger weg lassen.
Die Rolltreppen zur Metro haben
Kirmes-Charakter. Sie rumpeln noch über Rollen. Dazu sind sie sehr steil und
noch länger. Nicht wenige setzen sich
auf die großen, bequem aussehenden Stufen, denn die Fahrt in die Tiefe kann
locker eine Minute dauern. Das Ganze rollt in einer Geschwindigkeit, die dir die
Frisur trocken föhnt. Wer stoppt verliert, nichts für Fußkranke beim Einstieg
auf die schnellste, steilste Gerade der Welt.
Aber kommen wir nochmal auf die
Schrägheit Georgiens zurück. Ist es Absicht, ist es Humor oder ist es einfach
so und amüsiert den Gast? Diese Fragen werden sich nicht abschließend
beantworten lassen. Georgien hat Rechtsverkehr, d.h. das Lenkrad links. Da aber
japanische Importautos deutlich billiger sind, und in Japan Linksverkehr
herrscht, fahren 30% der Georgier mit dem Lenkrad auf der „falschen“ Seite.
Scheint aber niemanden wirklich zu stören. Ist nur eine Gewohnheitssache.
Gewohnheits- oder Geschmacksache ist auch die neue Architektur. In Altes Neues zu bauen hat sich inzwischen rumgesprochen. Man bewahrt die alte Identität, verpackt diese aber in den heutigen Lifestyle, das was man dann als Industrial Chic bezeichnet, kommt heraus. Aber es gibt auch die geschmacklichen Fehlgriffe, das ist nichts per se Georgisches, das gibt es überall. Nur in Tiflis fällt es sofort ins Auge. Die neue Friedensbrücke sieht aus wie eine gestrandete Glasmuschel. Grotesk. Noch bescheuerter – das Parlament im Rike Park. Man könnte natürlich sagen, wenigstens ist man im Meeresthema geblieben. Zwei halbe Krakententakeln, gestrandet am Ufer der Kura. Eine GeOrgie fürs Auge.
Einfach mal nichts tun. Nichts denken, nichts reden, nichts müssen. Analog offline, der Tag zieht geräusch-und planlos vorbei. Die Dystopie des Alltags, das ist die generelle Vorstellung von karibischem Lifestyle. Easy living, alles sunshine. Als Gast empfindet man dieses Paradies als solches, aber wer auf einer Insel lebt, der weiß, dass das Paradies auf Erden gleichzeitig auch die Hölle sein kann.
Anse-Bertrand
Guadeloupe ist eine malerische Hölle. Und wirklich nur für diejenigen
gemacht, die im oder am Wasser leben möchten. Gwada, wie die Locals sagen, ist
unglaublich unaufgeregt und sehr, sehr ruhig. Es passiert einfach nichts und es
gibt nichts Nennenswertes zu sehen.
Porte d’enfer
Vielleicht ist das der Grund, warum es die Porte d’enfer gleich zweimal
gibt. Imposant wegen der Felsen und ihrer Tiefe bekommt man einen Blick auf Guadeloupe anstatt immer nur von der Insel zu blicken. Es ist
wie „The Beach“ und jeden Moment müsste Leonardo di Caprio aus dem Dickicht
hasten. Er kommt aber nicht, typisch Gwada. Einfach nichts los.
Le Bananier – der einzige Beachbreak
Guadeloupe ist ein Surfer Paradies. Surf, eat, sleep. Und wieder von
vorne. Das ist der tägliche Wahnsinn im Paradies. Das Paradies in Form eines
Schmetterlings. Aus der Luft betrachtet ist Guadeloupe ein Schmetterling,
gelandet im warmen Wasser der Karibik. Die beiden Flügel heißen Grande-Terre
und Basse-Terre, und sie könnten nicht unterschiedlicher sein.
Grande-Terre ist aus der Werbung. Weiße Sandstrände, schroffe Felsen. Hier lungert man auf Lounge Chairs am Beach rum, lässt sich Drinks reichen und „kühlt“ sich hin und wieder in der 28 Grad warmen Badewanne ab. Die Surfspots reihen sich die Küste entlang, hier trifft der Atlantik ungebremst auf die Karibik. Reine Sandstrände sind allerdings selten, Außenriffe schützen die Lagunen, oder machen den Einstieg ins Meer mit unter zum Tetris für Fortgeschrittene. Sonst gibt es Seeigel-Akupunktur oder Korallenriff-Peeling frei Haus.
Basse-Terre ist spektakulär anders. Grün mit schwarzen Sandstränden. Die Fahrt von Basse-Terre Stadt zu Pointe-Noire ist eine unfassbare schöne „Small Ocean Road“. Kurvig wie eine permanente Berg-und Talbahn. Kleine Buchten, Ankerplätze und versteckte Strände ziehen abwechselnd im Durchfahren vorbei. Es wirkt noch eine Spur weniger touristisch als Grande-Terre, wobei der Begriff nachhaltiger Tourismus für Guadeloupe generell noch Gültigkeit besitzt.
Wem beim Abhängen am Strand irgendwann die Füße einschlafen, der könnte
sich an einer der wenigen Attraktionen von Guadeloupe versuchen. Die
Wasserfälle Chutes du Carbet im Nationalpark von Basse-Terre bieten Bewegung.
Beim Treppensteigen durch einen feucht- grünen Vorhang kommt man zu
verschiedenen Wasserfällen. Allerdings ist der Weg zum Première Chute ein knackiger 3 h Roundtrip
und eher Typ Wanderstiefel. Die Flip Flop- Variante ist der Deuxième Chute,
welcher über Holzstege in 20 min. erreichbar ist.
Trotz direkter Flugverbindungen nach Paris, ist Guadeloupe kein klassisch
überranntes Ziel. Der Verkehr fließt mehr oder weniger gleichmäßig, die Insel
kommt quasi ohne Ampeln aus. Man lässt sich gegenseitig höflich vor und schwimmt
gelassen mit. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn die Rushhour im Pointe-à-Pitre
ist schon großstadtmäßig. Eigentlich eigenartig, den P-à-P hat – wie ganz
Guadeloupe- kein wirkliches Highlight. Im Gegenteil, es hat was von
kommunistischem Brutalismus.
Pointe-à-Pitre
Herzlose Wohnsilos, dazwischen Fußballkäfige, Abfälle und Tristesse. Aber die Wärme der Karibik, sich wiegende Palmen und das richtige Licht holen aus einem grauen Betonkasten etwas mehr raus. Wie farbige Clownfische im Riff nisten kleine Geschäfte in den Blöcken, bunte Graffitis und Wandmalereien lenken ab vom humorlosen Bau. Die Hölle auf Erden oder Paradies? Oft nur eine Frage von Dekoration und Präsentation.
Der zentrale Platz von P-à-P, der „Place de la Victoire“ ist ein übergroßer Salatteller mit verlottertem Park und vielen im Leben Gestrauchelten. Von sieg-oder glorreich kann hier keine Rede sein. Arbeitslosigkeit ist weit verbreitet, eine Quote von 30% macht Guadeloupe zur 3. Welt, und trotzdem herrscht nur sehr wenig bis gar keine Kriminalität. Viele Locals schließen nicht mal ihre Autos ab. Wo soll man mit einem geklauten Fahrzeug auf einer Insel auch schon hin?
90% der Guadeloupois sind Mulatten, nur 5% sind weiß. Der Rest sind Chinesen, Libanesen und Inder. Am sichtbarsten sind die knapp 40.000 Inder mit ihren Tempeln, die sich auf der Insel zaghaft verteilen. Natürlich ist Guadeloupe auf Touristen angewiesen, denn mit Bananen- und Rumexporten wird aus Gwada auch in Zukunft kein Monaco werden.
Indischer Tempel, Petit-Bourg
Bleibt zu hoffen, dass die Kreuzfahrer den Schmetterling künftig nicht
mit ihren Massen fluten. Dann wird nämlich aus dem Paradies in jedem Fall die
Hölle. Dann wäre das Offline Leben im schläfrigen Guadeloupe für immer vorbei.
Bekannt
durch die Art Basel und Roger Federer. Internationale Kunst und eleganter
Sport. Das passt. Es ist eine erstaunlich ruhige Stadt. Es gibt keine hupenden
Autos, kein Geschrei. Es geht schweizerisch entspannt zu, respektvoll und
gemütlich.
Der
Basler Wickelfisch ist das prägende Accessoire im Stadtbild, ein wasserdichter
Beutel, der im Wasser wie eine Stoffboje aussieht. Basel hat seine hauseigene „Mit-dem-Strom“-Anlage
und weil der junge Rhein hier eine brutal hohe Wasserqualität hat, treiben im
Sommer hunderte Basler & Touristen mit ihren bunten Wickelfischen durchs Wasser.
Groß-Basel zur linken, Klein-Basel zur
rechten treibt eine schwimmende Karawane an der Stadtkulisse vorbei. Öko-Sightseeing made in
Basel.
Eine
Stadtrundfahrt ohne Anstrengung. Gratis noch dazu. Man steigt vor dem
Tinguely-Museen ein und und 3 Brücken später bei der Dreirosenbrücke wieder
aus. Duscht, zieht die trockene Klamotte aus dem Wickelfisch an und „uff
wiedaluage“.
Die Vibes der Stadt sind mega-locker. Überall springt jemand in den Rhein oder sonnt sich am Ufer. Nichts ist schmuddelig, alles penibel sauber. Es gibt sogar spezielle Mülleimer für Grillkohlereste. Man könnte vom Boden essen und aus dem Rhein trinken. Am Ufer kreisen Spliffs. Es ist ein unerwartet hedonistischer Lifestyle.
In
der Spalenvorstadt mit ihren Puppenhäusern liegt ein Designerladen, neben dem
nächsten. Wir reden hier aber nicht von Gucci, Prada, Schickmicki, nein es hat
diesen Touch skandinavisches Öko-design. Viel Holz, wenig Plastik. Weniger ist
mehr, schwyzerisch naturverbunden.
So
sieht Bio in der Realität aus. Holzfähren pendeln zwischen den Ufern.
Angetrieben nur von der Strömung, hängen sie an einem Seil welches über den
Rhein gespannt ist. Wie Fisch am Angelhaken, zieht es die Holzboote mit
Passagieren wie Treibholz quer rüber.
Das
internationale Flair hat die drittgrößte Stadt der Schweiz durch seine Lage am
Dreiländereck. 3 Einflüsse. Frankreich, Schweiz, Deutschland. Das zieht
Touristen und Grenzhopper aus Europa an. Das denkwürdige an Basel sind die
Diskrepanz zwischen Puppenstube und Futuristik.
Omnipräsent
der Roche-Turm, ein 178 m Zacken aus der Hand des Architekturbüros Herzog &
de Meuron. Die 2 Basler sind Avantgarde. Pekings Vogelnest, Münchens Allianz
Arena, Hamburgs Elbphilharmonie, Architekten Herzog & de Meuron. Die Jungs haben sich ihre Stadt gebaut, wie
sie ihnen gefällt. Als wäre das nicht genug, das Design gleich in die Welt
exportiert.
Basel
ist typisch für das Understatement der Schwyz. Man tritt niemandem auf die
Füße, hält sich neutral und fliegt unter dem Radar. Weder Fisch, noch Fleisch. Klima-neutral
und vegan. Aber man sieht der Stadt ihre Finanzkraft an. Hier leben sehr, sehr viele in der gehobenen
Mittelschicht, dem Prekariat der Schweiz. Den Bentley in der Garage, aber mit
dem Designer-Velo durch die Stadt. In dem Punkt sind alle Basler gleich. In
Badehose sowieso.
Normandie,
ist ein traurig-schöner Name, der verniedlicht was sich auf wenigen Kilometern
Strand 1944 abgespielt hat. Operation Overlord. Die Allierten ziehen endlich
den Schlussstrich unter NS-Deutschland und machen ernst. Nicht nur „Norman died“ hier, es sind genauso
viele Werner, Günther und Horsts gewesen.
Die
Landungen, besonders bei Omaha Beach, machen diesen zum Schlachthaus. Es wird
wenig gekämpft, aber viel gestorben. Hunderttausende sind hier an diesen
Stränden verheizt worden. Für ein freies Europa, ein Europa der verschiedenen
Kulturen. Wir sollten sehr dankbar sein, und niemals vergessen, dass unser
Wohlstand unter anderem hier begraben liegt. 70 Jahre Frieden bezahlt von 19- und 20
Jährigen. Auf beiden Seiten.
Cherbourg-en-Contentin
ist eine triste Stadt. Sie wirkt seltsam derangiert, geradezu plan-und wahllos
wirken manche Bauten mitten rein gesetzt. Die Geschichte erklärt es teilweise.
Ziel der Alliierten war 1944 der Tiefsee Hafen von Cherbourg, hier sollte der
Nachschub anlanden. Nazi-Deutschland hat Cherbourg geopfert und verstümmelt,
bevor es die Alliierten übernehmen konnten. Nach der Übernahme war Cherbourg
kurzeitig wichtigster Hafen der Welt. Noch vor New York.
Das
kleine Cherbourg hat sich nie wirklich erholt. Ohne das permanent meckernde
Geschrei der Möwen, eine leidenschaftslose Stadt, die nicht sehr einladend
wirkt. Ganz anders dagegen, die Strände. Wild und natürlich. Zu viele, zu lang,
zu weitläufig um je voll zu werden.
Jedes
Haus mit Meerblick, der Wind pfeift und das Meer wütet. Morgens Sonne, mittags
Regen, abends Sturm. 3 Jahreszeiten an einem Tag, willkommen in der Normandie.
Man hat eher den Eindruck in England zu sein, mittelalterliche Steinhäuser
ducken sich in grünen Wiesen. Es fehlt nur noch King Arthur, der jeden Moment
um die Ecke zu reiten scheint und übrigens, in der Normandie begraben liegt.
Ein Brite, der weiß wo es sich aushalten lässt.
Eine
Eigenart der normannischen Strände ist der enorme Unterschied zwischen Ebbe und
Flut. Das kann, gefühlt, einen Kilometer an Weg ausmachen, und so schnell
gehen, dass manche Fische förmlich bei ablaufendem Wasser kurzzeitig über Sand
„in der Luft“ stehen. Es geht ein
knackiger Wind, der Atlantik ist erschreckend kalt, und die Farbe des Sandes hat mehr Grau-als
Gelbtöne. Alles in allem ist es unterkühlte Jever Land Romantik, die glücklich
macht. Die Natur macht ihr Ding und der Mensch schaut ihr dabei zu.
Das
britische Schmuddel-Wetter bekommen die Normannen frei Haus über den Ärmelkanal
gepustet, und in der Küche haben sie sich anscheinend davon inspirieren lassen.
Die Küche ist eher britisch hemdsärmelig, als französisch fein. Viel Burger,
wenig Champagner. Nur die Preise sind
fürstlich de luxe.
Der
Franzose an sich neigt gerne zur Ignoranz. La Grand Nation ist zwar schon lange
passé, aber noch nicht bei jedem voll umfänglich angekommen. Letztlich
dominieren auch in Frankreich inzwischen Fast Food Restaurants und asiatische
Imbisse. Natürlich wird das kein Franzose jemals zugeben. La baguette, le
fromage et le bon vin rouge sind aber schon lange keine Grundnahrungsmittel
mehr.
Treu
bleibt sich der Franzose nur, was das Auto angeht. Gerne französisches Modell,
klein und definitiv verbeult. Es gibt keine Fahrzeuge ohne Delle. Und wenn es
doch eines schadenfrei überlebt hat, fehlt mindestens eine Radkappe. Das Auto,
als das was es ist. Ein Gegenstand, der BE-nutzt wird und sich AB-nutzt. Status? Zero!
Es
könnte aber auch sein, dass es dem Franzosen einfach zu teuer ist. Bei Preisen,
die nochmal 40% über dem deutschen Niveau liegen, tankt es sich nicht milde
lächelnd. Das französische savoir-vivre ist längst ein savoir-survivre. Frankreich
ist teuer. Nicht ohne Grund haben die Franzosen Weltmarktführerschaft im
Streiken.
Gestreikt
wird eigentlich immer. Die Bahn, die Maut, der Flughafen, die Tankstellen, das
Wetter, Mc Donalds – es gibt nichts, was den Franzosen nicht aufregt. Das Leben
spielt sich in ein paar Metropolen ab. Paris, Marseille, Lyon. Die dünn
besiedelten Landstriche dazwischen werden nur von den unrhythmischen Péage
Haltestellen der Autobahnen unterbrochen. Gäbe es diese nicht, man könnte mit
Tempomat 120 km/h ungebremst durchs ganze Land zuckeln.
Frankreich
ist Bildungsreise. Eine unglaublich stolze Nation, mit großer Geschichte. Höhen
und Dramen. Nicht nur die Normandie wurde gestürmt, auch die Bastille. Das Ende
des Absolutismus 1792. Liberté, egalité et fraternité. Frankreich hat sich
seine Freiheit wirklich erkämpft, um 200 Jahre später in Selbstgefälligkeit
stecken zu bleiben.