Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos. Alle Ängste, alle Sorgen sagt man, blieben darunter verborgen. Frei nach Reinhard Mey, stimmt das. Aber nach dem Langstreckenflug ist wie nach der durchzechten Nacht. Man fühlt sich wie „Flasche leer“.
Interkontinentalflüge sind ein körperlicher Hammer. Eingeklemmt in Economy, ermattet vom Geschiebe um die Armlehne, verkrampft vom unbequemen Schlaf. Dazu gratis – trockene Luft, Plastikessen, keine Bewegung, und Zeitverschiebung, das rafft auch den größten Vitalisten nieder. Was kann man also gegen Jetlag tun? Das größte Problem sind Flüge gegen die Sonne, die bringen den Biorythmus so richtig ins Wanken. Flüge mit der Sonne sind in der Regel leichter zu verdauen.
Daumenregel. Pro Stunde Zeitverschiebung braucht der Körper ca. 1 Tag Regeneration. Je älter man wird, desto unangenehmer der Jetlag. Schlaflose Nächte, und tagsüber kommt urplötzlich der tote Punkt. Natürlich kann man mit Schlaftabletten den Körper förmlich in die neue Zeitzone prügeln, aber auf Dauer ist das keine gesunde Lösung, und nur bedingt hilfreich.
Der Körper holt sich was er braucht. So oder so. Aber es gibt homöopathische Hilfe. NADH, auch als Koenzym 1 bekannt, ist eines der wichtigsten Enzyme des Körpers. Jede Zelle besitzt es, da es wie ein Energiekatalysator wirkt. Aus diesem Grund kann es helfen Symptome wie Schlaflosigkeit oder Jetlag zu erleichtern. NADH ist ein körpereigenes Enzym und damit eine natürliche Art und Weise Jetlag zu bekämpfen. Mit der Einnahme wird es dem Körper leichter gemacht, sich der neuen Zeitzone anzupassen. Sweet dreams.
Ansonsten gilt: Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker.
Warum reisen Kanadier eigentlich immer mit dem Maple Leaf, ihrer Nationalflagge, auf dem Backpack? Aus zwei Gründen: Erstens damit man sie nicht mit Uncle Sam verwechselt, und zweitens weil Kanada für Neutralität und Friedlichkeit steht. Die Schweiz des amerikanischen Kontinents. Keine Konflikte, kein Stress, kein schöner Land. Die Menschen sind easy-going, die Natur überwältigt und die Facetten des Landes sind vielschichtiger als Holzfällerhemd und Bärenromantik. Montreal ist Jazz, Vancouver ist Lifestyle und Toronto ist Hipster-Town.
Toronto Skyline
Toronto ist Multi-Kulti. In Greater Toronto leben ca. 5 Mio. Menschen, 140 Sprachen und Dialekte werden gesprochen, 50 % der “Kanadier” haben hier Migrationshintergrund. Was nach Problemen und Kriminalität riecht, ist in der Realität die sicherste Metropole Nordamerikas.
Coolronto ist Canada at its best. Tolerant, weltoffen und super entspannt, so wie man die Kanadier kennt. China Town, Greek Town, Little Italy alles lebt friedlich nebeneinander her. Highlight ist der Melting Pot der Kreativen und Künstler: Kensington Market. Ein Viertel wie die Hamburger Schanze. Bars, Graffiti, Szene.
Ronnie’s Local, Kensington Market
Nur die Gentrifizierung kann solche eigenen Mikrokosmen einer Stadt auf Dauer kaputt machen, denn auch K-Market ist eine Ausnahme im finanzkräftigen Toronto. Das wirtschaftliche Herz Torontos ist seine Kaufkraft. Banken & Finanzwirtschaft machen Money-ronto zum Hot spot.
Aber in Toronto hat man nie das Gefühl sich im Beton zu verlieren. Die Stadt lässt Luft zum Atmen. Mit seiner Lage am Ontario See gibt es im Sommer ohne Probleme Bacardi Feeling, denn die Toronto Islands liegen nur eine kurze Bootsfahrt entfernt. Strand & Blick auf Torontos Skyline sind gratis.
Der flächenmäßig kleinste der 5 großen Seen Nordamerikas ist Trinkwasserversorgung und wird zur Kühlung von Bürogebäuden Torontos genutzt. Im grünen Kanada lebt man mit der Natur, und nicht gegen sie. Um zu verstehen wie klein wir Menschen im Auge der Natur sind, empfiehlt sich der Besuch der Niagara Falls, die von Toronto einen Tagesausflug entfernt liegen.
Man muss nur diesen typischen nordamerikanischen Disneyland & Touristennippes ignorieren. Majestätische Urgewalt, die sich über den Horseshoe stürzt. Auf der einen Seite USA, auf der anderen Kanada. Vermutlich die sicherste Grenze der Welt, auch ohne Grenzzaun. Die Wahrscheinlichkeit den Fall zu erleben ist gering, auch wenn es durchaus ein paar glückliche Niagara-Diver gegeben hat.
Rogers Centre & CN Tower
Ganz anders gestrandet liegt diese Muschel im Schatten des CN Towers. Es ist das Rogers Centre. Home turf der Toronto Blue Jays. Tickets sind günstig und immer zu bekommen, da die Profis während der Saison quasi täglich spielen.
Für Europäer, die zweimal 45 Minuten beim Fußball durchdrehen und sich darüber aufregen, wenn ein Spieler beim Einwurf einige Sekunden schindet, ist Baseball die Entdeckung der Langsam- und Langatmigkeit. MLB Spiele gehen über Stunden. Man schaut zwar zu, aber es wird gequatscht, gegessen, getrunken, Werbung konsumiert und das Spiel plätschert nebenher vor sich hin.
Es dauert nicht lange, und der Erste kotzt. Ich sitze im Bus von Yangon nach Ngwesaung Beach. Müde vom langen Flug aus Europa starre ich auf die durchsichtigen Plastikbeutel, die an jedem Sitzplatz hängen. Der beißende Geruch von Erbrochenem zieht kurz und knackig durch den Bus bevor ihn die Klimaanlage verschluckt. Naja, im Flieger gibt es ja auch die Kotztüten, denke ich. Nur habe ich es noch nie erlebt, dass die einer benutzen musste.
In Myanmars Bussen ist das „Spuckerle“ Programm. Der Reihe nach übergibt sich die Hälfte der Locals gepflegt in die Plastikbeutel. Als wäre es ein choreografiertes Schauspiel für den einzigen Kaukasier an Bord. Ordentlich zugeknotet, bleiben diese als abschreckendes Mahnmal in den Sitznetzen der Vorderlehne liegen. Bus & Burmese verträgt sich also nicht, nur warum müssen die Tüten durchsichtig sein, frage ich mich und konzentriere mich auf die vorbei ziehende Landschaft. Als höflicher Gast passe ich mich gerne an, aber meine Plastiktüte will ich der Umwelt zu liebe verschonen. Das Land zieht sehr laaaangsam vorbei, die Busfahrer scheinen es, im Gegensatz zur restlichen Busfahrer-Welt, nie eilig zu haben.
Die Trödelei macht im Highspeed des 21. Jahrhunderts geradezu Spaß. Als stummer Passagier hinter einer fahrenden Glasscheibe beobachte ich die Menschen und ihren Alltag. „Echte“ Messi, Ronaldo oder FC Bayern München Trikots sieht man zwar auch hier, aber der Kleidungsstil hat noch lange nicht die westliche Hysterie.
Man trägt Longyi, der Winkelrock wird sowohl von Männern, als auch von Frauen getragen. Es ist die Alltags-Uniform der Burmesen. Thanaka, eine gelblich-weiße Paste, das birmanische Make-up. Die europäische Fango-Packung Beauty Programm findet eher im Privaten statt. Die Burmesin trägt die fein geriebene Baumrinde rund um die Uhr. Sie ist Kosmetika und UV-Schutz in einem. Scheinbar wahllos ins Gesicht geschmiert oder als verziertes Muster jede(r) nutzt Thanaka nach eigenem Gusto.
Hart an der Zeitzone zur Monsun-Zeit segelnd drückt es überschaubaren Swell an den Ngwesaung Beach. Im Wasser exakt 1 Surfer. #mealone. Nur wer ungewöhnliche Wege geht, folgt nicht den Ärschen der Herde. Das Meer ist warm, die Wellen klein und ohne Bumms, aber vermutlich bin ich in diesem Moment der einzige Surfer von ganz Myanmar.
Ngwesaung Beach
Die kalte Dusche kommt täglich und heftig. Die Regenzeit hängt das Land wie unter einen grauen Vorhang.
Lovers Island, Ngwesaung Beach
In den vergangenen Jahren hat Myanmar einen Tourismus Boom erlebt. Waren es 2012 noch 1 Mio. Besucher, sind es 2018 bereits über 6 Mio. Gäste. Nicht nur der Name Burma hat sich zu Myanmar gewandelt, auch der Tourismus wird das Land verändern. Goldene Pagoden stehen nicht automatisch für eine goldene Zukunft.
Yangon ist wie eine tropisch-feuchte, schimmelige Duschkabine. Das Düstere mit drückender Schwüle macht Yangon aber interessant, blinzeln dazwischen immer wieder goldene Pagoden als Orientierungspunkte durch.
Swedagon Pagode, Yangon
Aus Rangon wurde zwar Yangon, aber aus alt mach neu, hat die Gebäude nicht sofort auf Hochglanz mitsaniert. Dieser gammelige Chic ist ungewollt, aber faszinierend schön.
Yangon Downtown
Myanmar ist kein Geheimtipp mehr, aber es zeigt ein Stück Asien, welches nicht viele zu Gesicht bekommen. Den Kotzbeutel aus dem Bus, habe ich dann übrigens doch noch vollgemacht. Mit schmutziger Wäsche….
Japan hat eine der faszinierendsten Kulturen weltweit. Eine Welt voll versteckter Rituale und Höflichkeiten. Bizarr, grotesk – aber irgendwie romantisch einfühlsam. Es geht um Gesichtsverlust und Respekt. Zurückhaltende Höflich- und Freundlichkeit sind hier keine Fremdworte, sondern der stete Puls im Umgang,
Tokio Tower
Diszipliniert stehen und bewegen sich die Tokioter in den aufgemalten Grenzmarkierungen der Metrostationen. Es ist ihr kleinster gemeinsamer Nenner, ein stilles Einverständnis von 20 Millionen Menschen. Ohne Rücksicht und Regeln würde der Pendlerstrom im absoluten Chaos kollabieren. Sogenannte Drücker, pressen die Berufstätigen in die streng getakteten Metros, damit sich die Türen auch schließen. Hingenommen mit stoischem Blick auf Tuchfühlung mit dem Stehnachbarn. Reine Frauenwaggons machen es Grapschern zudem unmöglich taktlos zu werden. Die Uniformität der Pendler zu beobachten ist ein erstaunliches Erlebnis. Es scheint nur eine Anzugsfarbe zu geben. Schwarz, mit weißem Hemd. Die Rebellen tragen ein blaues Hemd darunter. Es zeigt sich an diesen kleinen Dingen, die Angepasstheit einer ganzen Nation. Es geht nicht um das Individuum, sondern ums große Ganze. Einer für alle – ist das Mantra der japanischen Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die aber auch Extreme mit Gleichmut und Toleranz erträgt.
Tokios Shibuya ist berühmt für seine Manga Girls. Sie laufen so überdreht anders rum, das es schon nicht mehr nur als Protest verstanden werden kann. Teenies mit katzenförmigen Kontaktlinsen, in Fantasiekostümen gehören zum Stadtbild. Schulmädchen in straps-artigen Overknees stöckeln auf turmhohen Pumps durch die animierte Glitzerwelt als wäre es die normalste Sache der Welt. Gegensatz ist ein strapaziertes Wort, aber es passt zu Japan. Alte Tradition meets Avantgarde.
Aber hinter dem freundlichen Gesicht der Japaner lauert eine sehr geschlossene Gesellschaftsordnung. Ausländer sind willkommen und werden äußerst höflich und respektvoll behandelt. Ein Gast geht irgendwann wieder, kommen um zu bleiben ist eine schwierige Mission, die vor allem mit dem hintergründigen Rassismus der Japaner zurecht kommen muss. Nie würde ein Japaner dem Expat sagen: Geh! Aber es schwingt non-verbal mit. Langnasen gehören nicht ins Land der Flachnasen – und werden es auch nie tun. Die Art und Weise dies zu spüren ist eben subtiler als im auf Krawall gebürsteten Europa, aber nicht weniger beschämend. Nur die Höflichkeit überdeckt diese unsichtbare Facette Japans. Der Japaner blickt seinem Gast nach bis dieser außer Sicht ist. Egal wie lange dies dauert, auch 10 Blocks.
Japan ist ohnehin ein Teaser für die Augen. Das irre Tokio, das beschauliche Kyoto, dazwischen seltsam zersiedelte Landstriche. Im Shinkhansen – dem bullet train- schießen Reisfelder, Wohnhäuser und Industriegebiete am Fenster vorbei und zerfließen zu einer großen Melange, welche Japan auch ist. Es gibt keine städtische Trennung von Agrar-Wohn-und Industriegebieten. Es ist eins. Legendär die Pünktlichkeit und Exaktheit dieser Shinkhansen. Es ist mehr als nur ein Schweizer Uhrwerk. Es ist Präzision in formvollendeter Perfektion. Er hält exakt dort, wo er halten soll. Er kommt exakt dann, wenn er kommen soll. Es ist geradezu unmenschlich. Herrlich sympathisch die Begrüßung der Schaffner nach dem sie ein Zugabteil betreten haben und die Verbeugung bevor sie den Waggon verlassen.
Shibuya Crossing, Tokio.
Das alte Japan ist aber fast noch beeindruckender als das Ultra-Moderne. Diese stummen, kleinen Rituale der Verbeugung. Die Badekultur der Alten, das porzellanhafte Elfendasein der Geishas und das Essen. Es gibt kein besseres Sushi. Alleine die Zubereitung der Sushi Meister ist ein Genuss für die Augen. Nur wer einen Sushi-Meister bei der Arbeit sieht, versteht die Kunst und simple Genialität dieses Gerichts.
Japan ist eine scheue Blüte. Vorsicht, wer sie sieht, wird sie nie wieder vergessen. Japan ist die zarteste Versuchung Asiens.
Ein Land, wie wach geküsst aus seinem Dornröschenschlaf. Südafrikas Dornröschen ist die unglaubliche Geschichte eines American Dream realised in Africa. Sixto Rodriguez, in den 40gern im rauen Detroit geboren, hat als Kneipenmusiker & Fabrikarbeiter ein hartes Leben am Existenzminimum geführt. Seine Musik, in den USA völlig unbekannt, ist als Kopie in den 60gern irgendwann nach Südafrika gelangt. Seine Titel „I wonder“ und „Sugar Man“ haben sich in Zeiten der Apartheid zur Hymne einer ganzen Nation aufgeschwungen. Am anderen Ende der Welt, in Detroit, vegetierte Sixto Rodriguez durchs Leben ohne von seinem Erfolg auch nur zu ahnen.
Detroit, Heimat von Sixto Rodriguez
In Südafrika kursierten zeitgleich wilde Gerüchte über „Sugar Man“, keiner wusste wer der Musiker war, bis sich zwei Radiojournalisten aus Kapstadt auf die mühsame Suche gemacht haben, um ihn irgendwann in Detroit ausfindig zu machen. Ohne Internet eine kaum vorstellbare Aufgabe. Lange Geschichte, kurz. Man hat ihn schließlich in Detroit in einem Apartment gefunden, welches noch mit einem Holzkohle-Ofen beheizt wurde. Sixto hatte nichts, kein Geld. Der Musiker konnte selber kaum glauben, dass seine Songs in Südafrika Kultstatus hatte. Er wurde ans Kap geflogen. Die erste Konzerttour musste Sixto mit Hobbymusikern der beiden Radiojournalisten in S.A. geben, weil er selber nicht mal eine eigene Band hatte. Märchen gibt es nicht? Doch sie gibt es. Sixto Africa ist ein wahres Märchen.
Sixto Rodriguez, 2012 (Bild Aargauer Zeitung)
Africa for beginners. Afrika Light sozusagen, das ist Südafrika. Die Dosis schwarzer Kontinent lässt sich im Land selber regulieren. Kapstadt samt Speckgürtel ist weiß & europäisch, darüber hinaus wird das Land zur Black Beauty.
Tafelberg mit Kapstadt
Schöner als Kapstadt kann eine Stadt kaum liegen. Es ist eine Naturarena von sprachlos machender Majestät. Der Tafelberg als stummer Wächter und Schutzschild der Stadt vom Kap, die sich an seinen Hang schmiegt. Auf der einen Seite tobt der eiskalte Atlantik, auf der anderen Seite der Indische Ozean.
Ein Dreiklang aus Fels und zwei Weltmeeren, der Demut lehrt und tief berührt. Auf der Liste der atemberaubendsten Städte gehört Cape Town in die Top 5 weltweit. Exponierte Lage, mildes Klima, Wind für Kiter, Wellen für Surfer, 10 Flugstunden aber keine Zeitverschiebung machen das Kap zum Winter Escape „frostierter“ Europäer von Dezember bis April. Das ist auch einer der wenigen Haken von Cape Town. CT ist eine sehr europäische, weiße Stadt. Die schwarzen Townships liegen längst nicht so mondän, wie Kapstadts Upper Class von Camden Beach oder Llandadno, welche reine Spielplätze der Oberschicht sind. Traumhafte Lage ist in CT eine Frage des Geldes.
Ein wenig abgehalfterter, aber dafür ehrlicher ist Muizenberg. Bekannt für seine bunten Holzhäuschen ist es am Indischen Ozean der einzige Strand mit Shark Patrol. Hunderte Surfer schaukeln täglich in der Dünung, aber mindestens genauso viele Herren mit den grauen Anzügen darunter. Bei Hai-Alarm geht eine Sirene und der Paddle for safety wird zum grotesken Schauspiel. Locals surfen direkt daneben Kalk Bay, einen hammerharten Reefbreak ohne Shark Patrol.
der endlose Strand von Muizenberg
Die berühmte Garden Route entlang des Indischen Ozeans ist phasenweise eine wirklich pittoreske Landstraße, aber überbewertet. Wilderness, Victoria Bay sind charmante Stops along the road, aber kein Erlebnis der 5. Dimension. Eher ist es die Tierwelt. Affen oder Schildkröten kreuzen regelmäßig die Garden Route. Natürlich ist der Asphalt nicht das ursprüngliche Habitat, aber Tiere in freier Wildbahn sind ein erhabenes Schauspiel.
Je weiter man sich nach Victoria Bay die Küste hochschlängelt, desto schwärzer wird das Land. Transkei ist der perfekte Begriff für einen Landstrich, der einzig einen Transit darstellt.
Kühe, bunte Lehmhütten, es fliegt gleichmäßig an einem vorbei. Hin und wieder blitzt der Indische Ozean auf mit einsamen Strände, nur für unerschrockene Surfer & Schwimmer mit Weißem Hai Verdrängungsgemüt, einen Abstecher wert.
Jeffrey’s Bay ist eine der weißen Enkalve im dunkler werdenden S.A. Eine der weltbesten Links bricht dort. J-Bay ist ein Städtchen ohne Gesicht. Seltsam zersiedelt. Surf oder bleib weg. Hier gibt es nichts außer Wellen, Surfshops, Surfern und Backpackern. Port St. Johns ist grün & tropisch feucht. Eine ehemalige Hippie Hochburg, direkt am Mzimvubu River gelegen. Der kleine Strand ist einer Gefährlichsten der Welt. Im trüben Wasser jagt der Sambesi, selbst im knietiefen Wasser sieht man die eigenen Füße nicht. 6 oder 7 tödliche Haiattacken sprechen eine deutliche Sprache. Man sollte diese Warnungen in Südafrika beherzigen, die Schilder sind nicht zu übersehen.
Backpacker Hangout Coffee Bay
Coffee Bay ist der Backpacker Hang out. 2-3 Hostels in einer matschigen, kleinen Bucht mit einem geschützten Strand und Klimagrenze, wer weiter Richtung Norden fährt, spürt allmählich den Übergang ins tropische Klima.
Durban Oceanfront
Durban ist das, was Kalifornien vielleicht mal in den 60ger/ 70ger Jahren war, bevor die Massen kamen. Surf Heaven. Auf 1 km erstrecken sich mehrere Weltklasse Point Breaks, die immer eine wohltemperierte Welle bieten.
Hainetze halten die White Pointer auf Distanz. Surfer’s Paradise liegt nicht an der Gold Coast. Ist Kapstadt ein schöner Schwan dann muss Durban das hässliche Entlein sein.
Nur mit dem Zweiten sieht man bekanntlich besser, Durban enttäuscht auf den zweiten Blick nicht. Durbs ist rau, aber voller Exotik. Eine tropische, sehr afrikanische Stadt mit einem Boardwalk direkt am Indischen Ozean. Unorthodox steht der Central Business District, kurz CBD, hinter dem Strand bevor Durban sich in den sanften,grünen Hügeln von Glenwood verliert.
Durban schmeckt nach Bombay. Man isst Bunny Chow, indisches Curry im Brot, eine südafrikanische Durban-Spezialität. Ghandi verbrachte insgesamt 21 Jahre seines Lebens in Südafrika. 1904 gründete er bei Durban in der Siedlung “Phoenix” eine 25 Hektar große Farm und wurde dort zum Teilzeit-Farmer. Im selben Jahr hat er auch begonnen, die Zeitung “Indian Opinion” herauszugeben. Auf Zulu wird Durban “eThekwini” genannt. “Der Platz, an dem Erde und Ozean zusammen treffen.”
Eines der großen Probleme der südafrikanischen Gesellschaft ist die Überwindung der Apartheid. Es wächst nur langsam zusammen, dieses explosive Black & White. Korruption und Unfähigkeit in der Politik machen es zusätzlich schwer die alten Narben verheilen zu lassen. Unternehmen sind inzwischen verpflichtet einen bestimmten Anteil schwarzer Südafrikaner anzustellen. Black Empowerment made in South Africa, aber es fehlt oft an qualifiziertem schwarzen Personal. Es wird wohl noch eine Generation dauern, bis diese Bildungs-Gap geschlossen worden ist. Zwar geht es vielen schwarzen Südafrikanern heute besser als zu Apartheid-Zeiten, aber zu viele sind auch durchs Raster gefallen. Das macht Südafrika zu einem gefährlichen Pflaster. Die Reichen verschanzen sich ängstlich in ihren Villen mit meterhohen Mauern, Stacheldraht und Video-Überwachung. Nachts sind Überlandfahrten und so mancher Stadtteil jeder Stadt komplett verwaist. Die Ur-Angst vor Dunkelheit des Menschen gepaart mit der Macht der Straße, denen die nichts zu verlieren haben, drehen S.A. die Luft zum freien Atmen ab.
Sixto Rodriguez Lyrics:
I wonder about the tears in children’s eyes
And I wonder about the soldier that dies
I wonder will this hatred ever end
I wonder and worry my friend
I wonder, I wonder, wonder don’t you?