Die Saffas kommen. 4 Südafrikaner und ich – „se German“ stehen in unserem Land Rover an der Grenze zwischen Südafrika und Mosambik. Als Europäer kennt man Grenze mit Schlagbaum, Kameras, Zollbeamten und prüfendem Blick. Hier ist Grenze, ein staubiges Nichts mit 2 ausrangierten Schiffscontainern, die als Immigration/ Border offices selten derangiert wirken.
Die Einreise ist Loriot. Comedy pur. Im kargen Container Nr. 1 sitzt eine übergewichtige, extrem gelangweilte Beamtin an einem sperrmüll-reifen Schreibtisch. Der altersschwache Standventilator eiert und ist dabei jede Sekunde das Zeitliche zu segnen. Ich stehe vor dem Schreibtisch und warte. Worauf? Weiß niemand, denn die Beamtin ist augenscheinlich extrem mit rein gar nichts beschäftigt. Nach minutenlangem Schweigen kommt die genervte Frage, die eigentlich mehr Befehl ist: „Passport.“
Dieser wird minutenlang studiert, vor und zurückgeblättert, um dann die Ansage zu bekommen, die von Anfang klar war: „Visa costs 45 €“. Neu für mich, ist nur der Zusatz: „Pay at the other office.“
„The other office“ ist Container Nr. 2. Saffas brauchen keine Visa, die Jungs lehnen feixend am Landy während ich den Gang in den nächsten Container antrete. Hier passiert exakt dasselbe Spielchen wie in Container Nr. 1. Der sperrmüll-reife Schreibtisch leidet nur noch unter dem Gewicht eines uralten PCs – einer aus den Zeiten mit Röhrenbildschirm. Vor dem Schreibtisch steht ein wackeliges Stativ mit einer kleinen Digitalkamera. Immerhin digital! Hinter dem Schreibtisch sitzt niemand. Ich warte und überlege was ich hier soll, als genau in diesem Moment die Türe sich öffnet und die übergewichtige, inzwischen noch genervtere, Beamtin aus Container Nr. 1 reinkommt. Man zahlt 45 €, wird vor ein schräg an der Containerwand hängendes blaues Tuch gestellt und bekommt ein unscharfes Bild, welches mit dem Visa in den Pass geklebt wird. Fertig. Bem-vindo a Mozambique.
Mozambique ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es belegt Platz 181 von 188 Ländern in der menschlichen Entwicklung. Der Aufschwung kommt, aber langsam. Zu langsam für 1.5 Mio. Waisen, Kinderarbeit, Zwangsverheiratung und Missbrauch. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 56,1 Jahren, mit 12,3 % hat Mozambique eine der höchsten HIV-Prävalenzen der Welt, was den Bevölkerungswachstum bremst. 40 % der Erwachsenen sind Analphabeten. 26,3 % der Menschen sind unterernährt. Nur jeder zweite Mozambiquer hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Lediglich 48% der Geburten können medizinisch betreut werden. Und so weiter, und so weiter.
Es ist erschreckend. Schockierend. Armut und Elend sind nicht so sichtbar wie in Indien, aber sie sind immer da. Hauptstraßen sind noch einigermaßen asphaltiert, der Rest Sandpisten. Mit abgelassenem Reifendruck quält sich der Allrad nach Ponta do Ouro.
Eine kleine Bucht mit perfekten Set-up für Swell. Es pumpt eine Menge Swell auf den kleinen Point, mit einer ultra-heftigen Strömung, die eine Menge Kraft kostet, um die Position in der Take off Zone zu halten. Im Wasser, hauptsächlich, Swell Chaser aus Durban.
Über ein verwirrendes Netz an Sandpisten verteilen sich im Ponta do Ouro exklusive Resorts mit Privatstränden, ergo Privatwellen. Surf crowds gibt es nicht, dafür ist der Fleck zu abgeschieden, zu schwer zu erreichen. Es ist eine umwerfende Schönheit, roh und unverbaut. Die Balance zwischen Mensch und Natur ist hier noch in Takt. Die Natur gibt den Rhythmus vor, nicht andersherum.