Die Puppenstube

 

Die Brücke über den Inn. Knapp 130.000 Einwohner, mittelalterliche Gässchen mit Gebäuden aus der Kaiserzeit. Es ist als würde man durch eine Kinder-Puppenstube spazieren, eingebettet zwischen Patscherkoferl, Karwendel und Nordkette. Innsbruck liegt wie das Zentrum einer riesigen Arena. Eine Bergarena, wie gemacht für Outdoor Junkies. Selbst die Ampelmännchen zeigen sich hier solidarisch mit den Wintersportlern. iBruck ist very hip. Skistiefel oder Snowboard gehören in die Einkaufsstraße wie selbstverständlich dazu.

 

Olympia 1976 und bis heute die Vierschanzentournee der Skispringer. Innsbruck ist eine Marke im alpinen Wintersport und der Beweis, dass es nicht immer um Zirkus oder Gigantismus dabei gehen muss. Eine überschaubare, bescheidene Stadt, die aufgrund ihrer geografischen Tallage einer Expansion immer trotzen wird.

 

 

Nordkette, Innsbruck

Der Hausberg heißt Nordkette, im Winter vom Sofa direkt zum Skifahren auf 2.600 Meter. Welche Landeshauptstadt kann das schon bieten? Das ist schon großer Sport. Wobei groß in Innsbruck irgendwie relativ ist. Kleiner Flughafen, kleiner Hauptbahnhof, kleines Zentrum, selbst das Goldene Dachl ist klein. Ein spätgotischer Prunkerker, früher Stadtresidenz des Tiroler Landesfürsten Kaiser Maximilian I.

Das Goldene Dach, Innsbruck

Heute ist es Wahrzeichen der Stadt Innsbruck. Umschwärmt von asiatischen und italienischen Touristen wie das Licht von Motten. In beiden Fällen für Außenstehende schwer nachzuvollziehen warum. Es ist nur ein Dach. Diese 2.657 vergoldeten Kupferschindeln kann man sich im kitschigen Wohnzimmer von Donald Trump besser vorstellen, als im bodenständigen Stadtkern von Innsbruck.

 

Es muss eher der Gesamteindruck sein, der zählt. Denn sogar im tristen Schmuddelwetter punkten die Häuserreihen am Herzog-Siegmund Ufer noch immer mit bunter Fröhlichkeit.

Herzog-Siegmund-Ufer

Innsbruck ist schön, das steht außer Frage. Und es liegt einfach sehr praktisch. Wer über den Brenner muss, kommt an Innsbruck vorbei. Eine Studentenstadt mit 30.000 Studenten, übersetzt heißt das: quasi jeder vierter Einwohner ist unter 30 Jahre alt. Das zeigt schon aus welchem Holz iBruck geschnitzt ist. Jung, international und sportlich vor historischer Kulisse.

 

Vielleicht sind es Respekt und Ehrfurcht vor der Kaiserzeit, welche die wilde Jugend zähmen. Erstaunlich ruhig liegt die Stadt am Abend.  Es ziehen keine Horden junger Vergnügungsjunkies durch die Innenstadt, eher sieht man sie frühmorgens am Hungerberg auf dem Weg zum Alpinsport.

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