Ein Land, wie wach geküsst aus seinem Dornröschenschlaf. Südafrikas Dornröschen ist die unglaubliche Geschichte eines American Dream realised in Africa. Sixto Rodriguez, in den 40gern im rauen Detroit geboren, hat als Kneipenmusiker & Fabrikarbeiter ein hartes Leben am Existenzminimum geführt. Seine Musik, in den USA völlig unbekannt, ist als Kopie in den 60gern irgendwann nach Südafrika gelangt. Seine Titel „I wonder“ und „Sugar Man“ haben sich in Zeiten der Apartheid zur Hymne einer ganzen Nation aufgeschwungen. Am anderen Ende der Welt, in Detroit, vegetierte Sixto Rodriguez durchs Leben ohne von seinem Erfolg auch nur zu ahnen.
In Südafrika kursierten zeitgleich wilde Gerüchte über „Sugar Man“, keiner wusste wer der Musiker war, bis sich zwei Radiojournalisten aus Kapstadt auf die mühsame Suche gemacht haben, um ihn irgendwann in Detroit ausfindig zu machen. Ohne Internet eine kaum vorstellbare Aufgabe. Lange Geschichte, kurz. Man hat ihn schließlich in Detroit in einem Apartment gefunden, welches noch mit einem Holzkohle-Ofen beheizt wurde. Sixto hatte nichts, kein Geld. Der Musiker konnte selber kaum glauben, dass seine Songs in Südafrika Kultstatus hatte. Er wurde ans Kap geflogen. Die erste Konzerttour musste Sixto mit Hobbymusikern der beiden Radiojournalisten in S.A. geben, weil er selber nicht mal eine eigene Band hatte. Märchen gibt es nicht? Doch sie gibt es. Sixto Africa ist ein wahres Märchen.
Africa for beginners. Afrika Light sozusagen, das ist Südafrika. Die Dosis schwarzer Kontinent lässt sich im Land selber regulieren. Kapstadt samt Speckgürtel ist weiß & europäisch, darüber hinaus wird das Land zur Black Beauty.
Schöner als Kapstadt kann eine Stadt kaum liegen. Es ist eine Naturarena von sprachlos machender Majestät. Der Tafelberg als stummer Wächter und Schutzschild der Stadt vom Kap, die sich an seinen Hang schmiegt. Auf der einen Seite tobt der eiskalte Atlantik, auf der anderen Seite der Indische Ozean.
Ein Dreiklang aus Fels und zwei Weltmeeren, der Demut lehrt und tief berührt. Auf der Liste der atemberaubendsten Städte gehört Cape Town in die Top 5 weltweit. Exponierte Lage, mildes Klima, Wind für Kiter, Wellen für Surfer, 10 Flugstunden aber keine Zeitverschiebung machen das Kap zum Winter Escape „frostierter“ Europäer von Dezember bis April. Das ist auch einer der wenigen Haken von Cape Town. CT ist eine sehr europäische, weiße Stadt. Die schwarzen Townships liegen längst nicht so mondän, wie Kapstadts Upper Class von Camden Beach oder Llandadno, welche reine Spielplätze der Oberschicht sind. Traumhafte Lage ist in CT eine Frage des Geldes.
Ein wenig abgehalfterter, aber dafür ehrlicher ist Muizenberg. Bekannt für seine bunten Holzhäuschen ist es am Indischen Ozean der einzige Strand mit Shark Patrol. Hunderte Surfer schaukeln täglich in der Dünung, aber mindestens genauso viele Herren mit den grauen Anzügen darunter. Bei Hai-Alarm geht eine Sirene und der Paddle for safety wird zum grotesken Schauspiel. Locals surfen direkt daneben Kalk Bay, einen hammerharten Reefbreak ohne Shark Patrol.
Die berühmte Garden Route entlang des Indischen Ozeans ist phasenweise eine wirklich pittoreske Landstraße, aber überbewertet. Wilderness, Victoria Bay sind charmante Stops along the road, aber kein Erlebnis der 5. Dimension. Eher ist es die Tierwelt. Affen oder Schildkröten kreuzen regelmäßig die Garden Route. Natürlich ist der Asphalt nicht das ursprüngliche Habitat, aber Tiere in freier Wildbahn sind ein erhabenes Schauspiel.
Je weiter man sich nach Victoria Bay die Küste hochschlängelt, desto schwärzer wird das Land. Transkei ist der perfekte Begriff für einen Landstrich, der einzig einen Transit darstellt.
Kühe, bunte Lehmhütten, es fliegt gleichmäßig an einem vorbei. Hin und wieder blitzt der Indische Ozean auf mit einsamen Strände, nur für unerschrockene Surfer & Schwimmer mit Weißem Hai Verdrängungsgemüt, einen Abstecher wert.
Jeffrey’s Bay ist eine der weißen Enkalve im dunkler werdenden S.A. Eine der weltbesten Links bricht dort. J-Bay ist ein Städtchen ohne Gesicht. Seltsam zersiedelt. Surf oder bleib weg. Hier gibt es nichts außer Wellen, Surfshops, Surfern und Backpackern. Port St. Johns ist grün & tropisch feucht. Eine ehemalige Hippie Hochburg, direkt am Mzimvubu River gelegen. Der kleine Strand ist einer Gefährlichsten der Welt. Im trüben Wasser jagt der Sambesi, selbst im knietiefen Wasser sieht man die eigenen Füße nicht. 6 oder 7 tödliche Haiattacken sprechen eine deutliche Sprache. Man sollte diese Warnungen in Südafrika beherzigen, die Schilder sind nicht zu übersehen.
Coffee Bay ist der Backpacker Hang out. 2-3 Hostels in einer matschigen, kleinen Bucht mit einem geschützten Strand und Klimagrenze, wer weiter Richtung Norden fährt, spürt allmählich den Übergang ins tropische Klima.
Durban ist das, was Kalifornien vielleicht mal in den 60ger/ 70ger Jahren war, bevor die Massen kamen. Surf Heaven. Auf 1 km erstrecken sich mehrere Weltklasse Point Breaks, die immer eine wohltemperierte Welle bieten.
Hainetze halten die White Pointer auf Distanz. Surfer’s Paradise liegt nicht an der Gold Coast. Ist Kapstadt ein schöner Schwan dann muss Durban das hässliche Entlein sein.
Nur mit dem Zweiten sieht man bekanntlich besser, Durban enttäuscht auf den zweiten Blick nicht. Durbs ist rau, aber voller Exotik. Eine tropische, sehr afrikanische Stadt mit einem Boardwalk direkt am Indischen Ozean. Unorthodox steht der Central Business District, kurz CBD, hinter dem Strand bevor Durban sich in den sanften,grünen Hügeln von Glenwood verliert.
Durban schmeckt nach Bombay. Man isst Bunny Chow, indisches Curry im Brot, eine südafrikanische Durban-Spezialität. Ghandi verbrachte insgesamt 21 Jahre seines Lebens in Südafrika. 1904 gründete er bei Durban in der Siedlung “Phoenix” eine 25 Hektar große Farm und wurde dort zum Teilzeit-Farmer. Im selben Jahr hat er auch begonnen, die Zeitung “Indian Opinion” herauszugeben. Auf Zulu wird Durban “eThekwini” genannt. “Der Platz, an dem Erde und Ozean zusammen treffen.”
Eines der großen Probleme der südafrikanischen Gesellschaft ist die Überwindung der Apartheid. Es wächst nur langsam zusammen, dieses explosive Black & White. Korruption und Unfähigkeit in der Politik machen es zusätzlich schwer die alten Narben verheilen zu lassen. Unternehmen sind inzwischen verpflichtet einen bestimmten Anteil schwarzer Südafrikaner anzustellen. Black Empowerment made in South Africa, aber es fehlt oft an qualifiziertem schwarzen Personal. Es wird wohl noch eine Generation dauern, bis diese Bildungs-Gap geschlossen worden ist. Zwar geht es vielen schwarzen Südafrikanern heute besser als zu Apartheid-Zeiten, aber zu viele sind auch durchs Raster gefallen. Das macht Südafrika zu einem gefährlichen Pflaster. Die Reichen verschanzen sich ängstlich in ihren Villen mit meterhohen Mauern, Stacheldraht und Video-Überwachung. Nachts sind Überlandfahrten und so mancher Stadtteil jeder Stadt komplett verwaist. Die Ur-Angst vor Dunkelheit des Menschen gepaart mit der Macht der Straße, denen die nichts zu verlieren haben, drehen S.A. die Luft zum freien Atmen ab.
Sixto Rodriguez Lyrics:
I wonder about the tears in children’s eyes
And I wonder about the soldier that dies
I wonder will this hatred ever end
I wonder and worry my friend
I wonder, I wonder, wonder don’t you?
Verschlagwortet mitAfrikaBig 5DurbanGarden RouteKapstadtMeerStrandSurfenWeißer Hai