TIA. „This is Africa.“ Der Senegal ist sehr viel Afrika. Und Afrika ist bekanntlich schwarz. Pechschwarz. Vor allem wenn man nachts in Dakar landet, was gerne bei zweitklassigen Reisezielen der Fall ist. Ich bin weiß. Kaukasier, wie man im Beamten-Sprech sagen würde. Selbst wenn ich es nicht will, falle ich hier auf. Wie ein Rockstar, der unerkannt nicht mal Bummeln gehen kann. Nur ist das Rockstar mäßige Nicht-Auffallen-Wollen die coolere Variante. Die wenigen Kaukasier verlieren sich nach Einreise und Gepäckband. Jetzt ist man allein.
Aus dem Flughafengebäude raus geht man einen langen vergitterten Gang. Beäugt von Hunderten Senegalesen. Im Dunkel sieht man manchmal nur die Zähne und hört ihre Rufe. Es ist ein Raubtierkäfig. Man fühlt sich wie ein Lamm, welches zur Schlachtbank geführt wird. Am Ende des Gittertunnels wartet der Dschungel. Die pechschwarze Nacht von Dakar. Fressen oder gefressen werden. Was bei Nacht bedrohlich wirken kann, ist bei Tageslicht das ganz normale Leben in Afrika. Bienvenue au Senegal.
Traumhafte Lage am Cap Vert, wäre da nicht das immer wieder kehrende Problem Dritter Welt Länder: Müll. Im „Müll-egal“ liegt er überall. Klar, wer ums Überleben kämpft sorgt sich nicht um die korrekte Entsorgung seiner Plastikflasche, aber es ist schon auffällig, wie sorg- und respektlos mit der Natur umgegangen wird.
Erntet man in Deutschland todbringende Blicke für jeden aus Versehen verlorenen Papierfetzen, ist es im Müll-egal völlig Wurscht. Das Land ist definitiv nicht für Reise-Novizen oder Greenpeace Aktivisten geeignet, der Blutdruck wäre ernsthaft in Gefahr.
Aber all das mal beiseite ist der Senegal eine schillernde Persönlichkeit. Seit die Rallye Paris -Dakar hier nicht mehr endet, nur vom internationalen Radar verschwunden. Es gibt ein paar Sehenswürdigkeiten, die diesen Namen nicht wirklich verdienen. Afrika ist aber auch kein Kontinent für Sehenswürdigkeiten wie Europa zum Beispiel. Afrika ist mehr ein Farbenspiel. Glasklares Wasser, weiße Sandstrände und in der Abenddämmerung durchtrainierte Senegalesen beim Work-out.
La Plage de Ngor ist das Venice Beach Afrikas. Squats, Sit-ups, Push-ups kein Fitness-Studio Schnickschnack mit Vanilla Flavoured Power Boost Protein Shakes, sondern Schweiß und ehrliches Training. Lutte traditionelle ist Senegals Sport. Ringen. Mann gegen Mann. Dafür trainiert man hier jeden Abend mit teilweise sehr eigenwilligen Übungen. Daneben und zwischendrin spielt die Strandjugend hitzig Fußball. Die Lethargie des Tages weicht immer erst mit der Abenddämmerung, wenn die große Hitze vorbei ist. TIA. Auch das ist Afrika.
Lethargie, Antriebslosigkeit und Gleichgültigkeit. Als hätte man sich seinem Schicksal ergeben. Einzig die paar wenigen Touristen versprechen ein bisschen Business. Hartnäckig wird man zum Schnäppchenkauf des Jahrhunderts angebastelt. Kann nerven, muss es aber nicht. TIA.
This is Africa.