Ein Name, den jeder kennt, aber kaum jemand war schon da. Vom Azoren-Hoch ist gerne im Wetterbericht die Rede. Was subtropisch klingt, steht für milde Winter und nicht so heiße Sommer. Das passt zu Image und geografischer Lage. Die Azoren sind irgendwo dazwischen. Allerdings nicht maus-grau, sondern gras-grün. Steile Küstenabschnitte mit tiefen, vulkanischen Kratern im Landesinnern sorgen für ein stetes Auf und Ab, trotz allem verliert man nicht die Orientierung. Die wenigen Straßen führen immer auf eine oder die andere Seite der Küste.
Eine Welt für sich, die faktisch zu Portugal gehört. Mediterranes Flair, gemächlicher Insel-Lifestyle mit üppiger Fauna. Die Azoren gehen noch immer als Geheimtipp durch. Auf Sao Miguel sprudeln bei Furnas heiße, thermische Quellen direkt aus der Erde. Das Wasser fließt über kleine Rinnsale in naturbelassene Außenpools. Es ist ein Genuss in diesen Tümpeln inmitten der Natur die Seele baumeln und den Körper entspannen zu lassen. Die grünste SPA-Erfahrung, die es geben kann. Mitten im Wald.
Die schroffe Küste gibt nur wenige Strände her, diese haben aber Potential für hervorragenden Surf. In Ribeira Grande laufen perfekte Sets über die Sandbänke. Bei mehreren Peaks hat jeder Surfer sein Revier, auch wenn die Local grommets in den Wellen Spray verteilen.
Vermutlich kennt jeder jeden auf den einzelnen Inseln – und der Rest sind Touristen. Wie so viele Inseln entschleunigen auch die Azoren den Geist. Vielleicht weil die Flut der Reize nicht gegeben ist und der Blick auf den Atlantik die Seele beruhigt.
Die Städtchen haben immer etwas Unaufgeregtes, Verpenntes. Nichts geht schnell, trotzdem wirkt alles im Fluss. Man kann dem Gras förmlich beim Wachsen zu schauen, wenn man das möchte. Die Entdeckung der sympathischen Behäbigkeit, auf gewisse Weise erholsamer als viele SPA-Oasen einer Großstadt.
Und dennoch bleibt es schwer ein scharfes Bild von den Azoren zu zeichnen. Dafür sind sie einfach zu viel im „irgendwo dazwischen“. Portugiesische Mentalität gepaart mit skandinavischer Wetter-Rauheit. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Aber dennoch nicht langweilig oder fad.
Geradezu trotzig liegen die Azoren mitten im Atlantik. Ab vom Schuss, um überrannt zu werden. Aber nicht zu weit weg, um völlig aus der Welt zu sein. Dafür sorgt der Wetterbericht, der uns in schöner Regelmäßigkeit das Azoren-Hoch erklärt.