Frankfurt hing viele Jahre an der Nadel.  Abgehalftert und fertig. Das Bahnhofsviertel dominiert von Junkies. Frankfurter Applaus klatschte aus den Hauseingängen, beißender Pisse-Geruch stand in der Luft, verlebte Stricher mit leerem Blick lungerten auf den Straßen rum. FFM stand für: Fixer, Ficken & Moneten. Der Business Distrikt mit seinen High-Risern eine verspiegelte, tote Hülle. Täglich 260.000 Business-Pendler. Morgens rein in den Glasturm, abends raus, nachts die schmuddelige Parallelwelt.

Selbst der Frankfurter Flughafen ist lange Zeit nur eines der größten Drehkreuze unserer Welt. Eine Stadt wie ein Durchgangsbahnhof. Hin, noch schneller weiter oder im Sumpf verenden. Frankfurt kannte jeder, aber wirklich hin wollte keiner.  

Gestern war gestern und heute ist heute. Streng genommen ist Frankfurt rückblickend eine Aschenputtel Story. Aus dem verwahrlosten FFM ist eine erwachsene Stadt geworden. Eine Stadt, die es in der Form kein weiteres Mal in Deutschland gibt. Die Skyline der Banktürme hat FFM ein unverwechselbares Antlitz geschenkt. Es fehlt zwar der Glamour Münchens, das Herz Kölns und das Hipstertum Berlins, aber FFM hat sich in seinen Stadtteilen ohne Vorbilder entwickelt.

Im Frankfurter Ostend feiert sich eine eigene Bohème. Die stillgelegten Gleise entlang des Mains, sind heute Skatepark, Chill-out Area und moderner Lebensraum. Nur in einem bleibt sich Frankfurt treu. Alles passiert im Schatten eines Turms. Die EZB wacht über das urbane Frankfurt zu seinen Füßen. Und auf der gegenüberliegenden Seite glotzt das bürgerliche Sachsenhausen auf das bunte, hippe Leben des Osten.

Frankfurt hat noch immer die Härte einer Großstadt. Die krassen Gegensätze, nur im Ostend ist der Charme der alten Fabrikhallen Kunst und Lifestyle. In den Hauseingängen riecht es eher nach dem hippen Thai Take-Away von der Ecke, als nach den unangenehmen Ausdünstungen der Menschen.

Frankfurt ist nicht besonders schön und es ist nicht besonders hässlich. Es ist irgendwo dazwischen. Auf einer Punkte-Skala von 1 bis 10, quasi eine unscheinbare 5. Es ist ein Reiseziel, welches nur echte Globetrotter wahrnehmen. Lasst Venedig an der Kreuzfahrerei ertrinken, Dubrovnik von Touristen fluten, Barcelona, Paris, Lissabon an Touristenständen ersticken. Echte Traveller haben diese Ziele längst abgehakt. Es gilt  die Städte, der 2. Und 3. Liga zu erleben. Frankfurt zum Beispiel.

Wasser tut jeder Stadt gut. In Frankfurt ist es der Main. Viele Brücken, darunter der Eiserne Stieg, öffnen immer wieder den Horizont. Der Blick aufs Wasser beruhigt der zur Skyline fasziniert. Das sind die kleinen Aha-Erlebnisse der Bankenmetropole.

Die wahren, offensichtlichen Schätze übersieht man schnell, oder man muss sie ein bisschen suchen. Die altehrwürdige Markthalle. Klein und eng war sie schon immer, aber im 70ger Jahre Outfit stehen zu bleiben, macht sie heute attraktiv. FFM ist zudem eine junge Stadt, und schon lange keine „Furt der Franken“ mehr. International, business-affin und offen.  Expats hüllen den Straßenslang ins Englische.  „Fränkfort“ ist jung und cool.  Mehr veganer Smoothie, als benutzte Nadel. Ein erfolgreicher, kalter Entzug hat Frankfurt zu dem gemacht was es heute ist. Eine veritable Großstadt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert