Hygge Färöer.

Wie moosbedeckte Steine ragen die Färöer Inseln aus dem Atlantik. Die SAS Maschine sinkt durch Wolken-und Nebelfetzen. Man gleitet zwischen grünen Wänden einen Fjord entlang auf den winzigen Flughafen von Vágar zu.

 

Alleine für den Preis „Schönster Landeanflug der Welt“ hätten die Färöer den Oscar verdient. Es wirkt geradezu unecht, als könne man mit beiden Händen links wie rechts die grasigen Hänge beim Anflug streifen.

 

Das Flughafenterminal hat skandinavischen Charme und die Kleinkariertheit einer deutschen Gemeindehalle. Gefühlt kennt jeder jeden. Der Rest sind Touristen. Viele Aliens sind es nicht, aber natürlich sind diejenigen, die hierher kommen ganz spezielle Exemplare.

 

Junge „Rettet-den-Planeten“-Paare in identischer Gore Tex Klamotte. Atmungsaktiv und wasserabweisend nicht nur die Ausrüstung, sondern die komplette Attitüde. Daneben fahren routinierte Senioren ihre Walking Stöcke aus und machen deutlich das Gedränge um den Platz im Flughafenbus nicht kampflos an sich vorüber ziehen zu lassen. Es gleicht einer gealterten Schulklasse auf Kaffeefahrt Richtung Tórshavn. Die 60 minütige Fahrt durch die färöische grüne „Hölle“ lässt Gespräche verstummen. Sie macht geradezu demütig.

 

Gigantisch, wuchtig, klar und geradlinig. Nichts beleidigt das Auge. Eine schnörkellose Straße, kaum Verkehr, überall kleine Seen und weite Fjorde. Mehr oder weniger große Bäche stürzen ins Tal. Jever-Land. Es ist ein einziges Statement der Natur. Seht her: ich bin groß und du bist klein.

 

Tórshavn ist eine ziemlich nüchterne Stadt. Man bekommt, was man erwartet. Ein paar bunte Holzhäuser, ein Hafen, ein paar Lädchen, ein paar Woll-Designer Klamotten, ein paar Cafés, dazu erstaunlich viele Friseure.

Hauptstrasse von Tórshavn

Es wirkt ein bisschen verlassen, irgendwo quietscht eine Schaukel im Wind. Wären nicht die Holzhäuser farbenfroh, man käme sich vor wie nach der Apokalypse.

 

Man fragt sich ohnehin, womit sich der Fähringer eigentlich beschäftigt, denn man sieht ihn nicht. Nur den atmungsaktiven Gore Tex Paaren und dem Rentner-Rudel, inzwischen in neongelben und pinkfarbenen Multifunktionsjacken, läuft man spätestens 2h nach Landung in „Downtown“ wieder über den Weg. Ob man will oder nicht.

Selbst im Sommer hat der Atlantik nur 10 Grad Celsius

 

 

Im Gegensatz zur bunten Touristenarmada ist der Dresscode der Fähringerinnen schwarz. Der Rest ist Doppel B. Blauäugig und blond. Verstörende Klarheit im Blick, Unnahbarkeit in der Haltung. Flirtbarkeit gleicht der Jahres-Durchschnittstemperatur – eher kühl bis frisch.

 

 

Aber es gibt auch einige sehr interessante optische Ausreißer mit dunklem Teint und stahlblauen Augen. Einer der Gründe liegt darin, dass es auf den Färöern mehr Männer als Frauen gibt. Viele Männer fahren zusätzlich noch zur See. In den Fischfabriken arbeiten Filipinas, keiner ist gerne allein. 1 + 1 ergibt 3. Nordlichter mit exotischen Zügen. Es scheint ohnehin jede Fähringerin U 25 entweder Mama oder auf dem Wege dahin zu sein. Ein heile Welt Idyll im Wasa-Land mit der Kriminalitätsrate 0. Frauen sind früh schwanger und schieben Kinderwägen durch die Gegend. Die Männer sind unsichtbar – vermutlich weil sie arbeiten oder die Fischfabrik auskundschaften.

 

 

 

Ein Fels in der Brandung sind diese Inseln. Mit Schafskötteln all überall auf den feucht-grünen Wanderwegen, aber man findet nicht einen Baum auf den Färöern. Wind, Regen und Nebel umhüllen die Inseln wie Frischhaltefolie. Ein Land wie gemacht für Gnome und Trolle. Putzig, belustigend und ein bisschen aus der Zeit gefallen. So sieht das der Tourist, „hygge“ sagen dazu die Einheimischen: gemütlich.

Weniger als 10 Einwohner in manchen Dörfern. Der Bus kommt, wenn überhaupt, einmal am Tag.

 

 

Short Facts:

  • die roten Buslinien im Stadtzentrum von Tórshavn sind kostenlos
  • Taxi zum Airport kostet ca. 100 €, bestellt man es 2h vor Abflug als Aiport Shuttle sind es nur 30 €
  • Tórshavn hat nur wenige, meist teure Hotels. Beliebte Ausnahme Guesthouse Marknagil mit dem Charme einer alten Jugendherberge. Aber, es gibt Frühstück, Gemeinschaftsräume und einen Blick über die Hauptstadt for free.
  • Sehr hilfsbereites Personal und super andere Traveller kennenzulernen.

Kurz & Kompakt:

+ wenig touristisch

+ Natur pur

+ freundliche & hilfsbereite Fähringer

– relativ teuer

– seltene Bus-und Fährverbindungen

– Wassertemperatur ganzjährig unter 10 Grad Celsius

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