Die Farbe des Wassers ist schon fast unverschämt. Türkis bis tiefblau, dazu der Kontrast zum hellen Stein der Stadt Korfu. Brüllende Hitze zum eiskalten Meer. Ein berauschender Cocktail der Natur. Die Qualität von Wasser sieht man ja bekanntlich nicht, aber wer hier nicht in Versuchung kommt, sich ins Ionische Meer zu stürzen dem ist nicht zu helfen.
Jede Möglichkeit wird genutzt, um sich kurz abzukühlen. Vermutlich würde man sich nirgendwo so bedenkenlos in einer Stadt mit all den Booten und Fähren mal kurz von der Promenade ins Meer stürzen. Auf Korfu ist es Teil des Lifestyles.
Ja, Korfu ist kein Geheimtipp. Und nein, die UNESCO gekürte, verwinkelte Innenstadt mit einem Labyrinth aus Bars, Bistros und Souvenir Shops ist zur Hauptsaison vermutlich nicht mehr zu ertragen, aber unter all dem Tand der Touristen und der Patina des antiken Steins, sieht man griechische Schönheit.
Griechenland hat sich seine Nationalflagge wirklich verdient. Weiße Streifen, dazwischen nichts als blau. Weiße Stadt, blauer Himmel, blaues Meer. Mit einem Stich Türkis und sattem Grün. Die grüne Insel Korfu verdankt ihren Farbendreiklang Weiß-Blau-Grün auch den Olivenhainen. Im gebirgigen Inland stehen Olivenbäume in einer Dichte wie in Deutschland nur Verkehrsschilder.
Die Olivenhaine gehen allerdings auf die Venezianer zurück, die ab dem 14.Jahrhundert mal kurze 400 Jahre hier das Sagen hatten. Dann waren sie wieder weg, die Oliven sind geblieben und heute Exportschlager der Insel. Die Korfioten sind ohnehin ein sehr entspanntes Völkchen.
Als Gast wird man immer und überall herzlich begrüßt. Unaufdringlich in Small Talk verwickelt, um dann zu warten. Auf die Karte, das Essen, das Getränk, die Rechnung, alles dauert immer 5 min. länger als anderswo. Das ist nicht weiter schlimm, es kommt immer just in dem Augenblick, in dem man denkt: jetzt ist aber echt mal gut.
Korfus Straßen werden außerhalb der Stadt schnell zu besseren Feldwegen. Es schlängelt sich ein bröckelndes Band durch die Grünheit der Oliven. Eigentlich müsste der Asphalt schmilzen, denn die Hitze steht geradezu über dem Boden. Trotz aller touristischen Züge, die sich immer nur auf bestimmte neuralgische Punkte konzentrieren, wirkt die Insel verwahrlost und manchmal wie unbewohnt.
Baufällige Ruinen, Müllberge, streunende Hunde – dazwischen der bekannte Mix aus nichts außer Natur, also Olivenbäumen. Ein Haken von Korfu ist der Mangel an echten Sandstränden. Steile Klippen, kleine versteckte Buchten, oft nur mit Boot erreichbar – einer der wenigen zugänglichen Sandstrände ist Glyfada Beach. Glorious? Wohl eher nada! Auf dem recht langen Strand verteilt sich das Publikum großzügig, aber richtig geil ist was anderes.
Ca. 20 km nördlich an der Westküste kommt Paleokastritsa, ein Kieselstrand mit einem Strandbar/ Restaurant, welches Ibiza style hat. Man lümmelt am Strand oder Pool ab, ordert Drinks, sanfter Chill-out perlt aus den Boxen und das Leben ist easy. Da die Bucht sehr eng ist, und Parkplätze kaum vorhanden, bleibt der Spot auch irgendwie exklusiv, weil Gerda und Harald mit ihrem TUI Reisebus hier gar nicht erst hinkommen.
So hängt eine eher junges und jung-gebliebenes Publikum auf den Lounge chairs ab und kühlt sich hin und wieder ab, um nicht das Hirn komplett frittiert mit nach Hause zu nehmen.
Pelekas gilt als der Kaisers Thron, welcher auch zu sehen und zu besteigen ist. Er ist das Dach von Korfu. Blick nach Osten bis rüber nach Albanien, im Westen türkis-farbige Endlosigkeit bis der feuerrote Ball scheinbar hinter die kitschige Kulisse geschoben wird. Die Sonnenuntergänge sind majestätisch.
Der Name „Korfu“ klingt schon nach Urlaub, und das trifft es auch. Hieße die Insel „Anstrengend-ios“ man hätte es für einen Witz gehalten. Nicht umsonst ist in den Steilküsten und kurvigen Straßen schon Roger Moore als James Bond „in tödlicher Mission“ unterwegs gewesen. Das ist zwar fast 40 Jahre her, und trotzdem kann man sich vorstellen, dass die Insel vor 4 Jahrzehnten genauso aussah. Es ist nicht alles vom Tourismus niedergewalzt, sondern herrlich korfiotisch unaufgeregt.