Europa ist schon einzigartig. In wenigen Stunden ist man quasi durch mehrere Länder gefahren, wenn man das möchte. Vielfältig und unterschiedlich, aber eben doch eins. Exotisch ist ein Attribut, welches auf den ersten Blick vielleicht nicht wirklich zur EU passt aber auch das gehört dazu. Martinique, kleine Antillen, große Show. Karibik ohne Visum, mit französischem Savoir-vivre. In knapp 10 Stunden Flugzeit umhüllt einen dieser wärmende Mantel der Karibik – die Luft feucht und schwer.
Saint Marie, Ostküste
Nach der Ankunft gleich der erste Schock. Verkehr wie in europäischen Metropolen, teilweise auf vierspurig ausgebauten Stadtautobahnen steht man um Fort-de-France und fragt sich wo all die Autos herkommen. Es ist ein Phänomen und Alleinstellungsmerkmal von Martinique. Rush Hour im trägen Rhythmus der Karibik.
Fort-de-France Einkaufstrasse
FDF – Fort-de-France, die etwas derangiert wirkende Hauptstadt Martiniques ist alles andere als eine Festung Frankreichs, eher ein Fort de China und USA. Kleine, enge Gassen mit asiatischen Nippes-Verkäufern und Fast Food Ketten wie MC Donalds oder Burger King dazwischen wabern Dope-Schwaden durch die Luft.   Echte Schönheit sieht anders aus, aber nichtsdestotrotz hat FDF was. Die karibische Unaufgeregtheit zum einen, und den verfallenden, feuchten Charme alternder Städte zum anderen.
Wohn-und Geschäftshaus in Fort-de-France
Verlassene Bruchbuden, neben bewohnten Wohnblöcken und eigenartig deplatzierter Architektur sorgen für keine Langweile beim Betrachter. Mittendrin thront exponiert die Victor Schoelcher Bibliothek wie ein Puppenhäuschen. Schoelcher war ein Kämpfer gegen die Sklaverei, die altehrwürdige Bibliothek mit seinen Büchern ist sein Vermächtnis.
Bibliothek Victor Schoelcher, drinnen ist Fotografierverbot
Nicht nur FDF überrascht, auch der Rest von Martinique ist anders als man sich die Karibik vorstellt. Natürlich gibt es Postenkarten-Idyll, Strände, Palmen und das Meer auf Badewannentemperatur, aber es hat nicht den Hoch-Glanz einer Bacardi-Werbung.
Le Diamant
Mal fehlt dem Meer die Klarheit, oder dem Sand die Helligkeit. Das soll nicht despektierlich klingen, Martinique ist eine unperfekte Schönheit und gerade deswegen so reizvoll.
Schwarzer Sand, Le Lorrain
Vor allem lernt man schnell, dass die Karibik nicht nur aus azurblau, türkisgrün und sandgelb besteht. Die Karibik ist nassgrün. Wer die Peripherique von Fort-de-France hinter sich gelassen hat erlebt eine grüne Höhle.
En route nach Grand Rivière
Haarnadel-Kurven, steile Serpentinen eingequetscht zwischen grünen Wänden, die einen drohen zu verschlucken. Es ist ein Erlebnis der Demut. Ich bin klein, die Natur ist groß. Das satte Grün Martiniques ist allerdings keine Laune der Natur. Nein, es regnet. Falsch, es schüttet. Nicht wie aus Eimern, sondern wie aus ausgekippten Schwimmbädern. Nur so lassen sich auch die Badewannenbreiten Regenrinnen neben den Sträßchen erklären. Wenn es schüttet ist Land unter, und Land runter. Die vollgesogenen grünen Hänge können ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen und gehen in kleinen Schlammlawinen ab. Als Tourist im gemieteten, dazu lächerlich kleinen Dacia Sandero fühlt man sich da wie ein Sardinenbüchschen im tosenden Sturm der Natur. Weiße Dacia Sandero scheinen zudem einen Exklusiv-Vertrag mit allen Autovermietern der Insel zu haben, es fahren auffallend viele davon durch die Gegend.
Phare de la Caravelle
Martinique ist kein Geheimtipp, aber was ist das heutzutage schon noch? Es ist, bis auf einige Strände im Süden, dennoch relativ überschaubar was den Tourismus angeht. Natürlich hängt Martinique wie am Tropf seiner Importe, denn raus gehen nur Bananen, Ananas, Rohrzucker und Rum. Davon leben lässt es sich aber kaum, dank Lebenshaltungskosten auf europäischem Niveau.   Vielleicht ist das der Grund für die Lebensfreude und Freundlichkeit der Martiniquois. Wer ohne mehrmals in der Stunde Bonjour gesagt zu haben durch Martinique wandelt, hat die Insel nicht verstanden.
Bunte Häuser von Grand Rivière
Wenn schon teuer, dann wenigstens happy. Martinique ist Musikinique. Gwo Ka, Zouk – es wird getanzt. Vielleicht ist es auch der „Ti Punch“ die kreolische Antwort auf Caipirinha, welche die Hüften extrem locker macht. Martinique wie es singt und lacht.
Tartane
Martinique. Schon der Name ein Gedicht. Leicht, unbekümmert und verspielt. So wie die Karibik sich gerne präsentiert, und hier auch wirklich ist. Trotz weichem Namen, ein Stück Karibik mit Ecken und Kanten, die es aber unglaublich attraktiv machen.
Rathaus von Marigot
Willkommen auf Martinique – Kontan wé zot en Martinique!!!        

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert