Vietnam ist ein Land mit tiefer seelischer Narbe. Haben zerrissene Staaten wie die ehemalige Sowjetunion, der Balkan oder beide Koreas physische Grenzen oder entstellte Gebäude, verarbeitet Vietnam sein Kriegstrauma mit typisch asiatischer Diskretion. Vietnam lächelt den Schmerz weg, aber wer in Ho-Chi-Minh-Stadt das Kriegsopfermuseum besucht, dem wird das Drama zwischen kommunistischem Norden und kapitalistischem Süden voll bewusst. Napalm, Agent Orange (Anmerk. Red. ausnahmsweise mal nicht D. Trump), Prostitution, Umweltzerstörung. Vietnam wurde mehr als nur einmal vergewaltigt.
Nickerchen geht immer und überall, Saigon
Fleiß, Demut und Toleranz haben aber gerade das ehemalige Saigon in Rekordzeit explodieren lassen. Wirtschaftlich und gesellschaftlich. Ein Phönix, der aus seiner eigenen Asche stieg. Ho-Chi-Minh brummt. Vor allem die Mopeds. Knapp 7 Mio. Einwohner, aber vermutlich die doppelte Anzahl der Knatterbüchsen. In vietnamesischen Großstädten wie Saigon die Straße zu überqueren, ist Survival Adventure pur.  
Ho Chi Minh Stadt
Regeln? Gibt es keine. Man fährt vogelwild. Wer sich in der Mitte einer Kreuzung postiert, wird umfahren. Man muss nur die Nerven behalten, es ist als wäre eine Horde Tausender Hornissen auf einen losgelassen, aber die Xe Máy (Mopeds) touchieren einen nicht. Es ist wie ein Strom, der einen umgibt. Folgende Empfehlungen sind lebenserweiternd:
  1. Eier! Wer zögert, kommt nie über die Straße.
  2. Move! Lauf stetig, dann wird man umfahren, vgl. mit einem sich bewegenden Objektes eines PC Spiels.
Vietnam eingeklemmt zwischen China, Kambodscha und Laos sieht aus der Luft  aus, wie eine ausgedrückte Zahnpastatube aus. Lang und schmal geschnitten, macht es das Reisen idioten-sicher, denn entweder man startet in Hanoi und endet in Saigon, oder andersherum. Es scheint auch, dass sich sämtliche Aggressionen in Vietnams Stellvertreterkriegen entladen haben. Freundliche, höflich zurückhaltende Menschen, nur die Busfahrer haben definitiv den Schuss noch nie gehört. Lange Strecken lassen sich hervorragend in Overnight-Bussen machen. Man hat, fast vergleichbar mit Business Class Flügen, sein eigenes schmales Bett. Nur, und jetzt kommt der kleine aber feine Unterschied zur gediegenen Atmosphäre eines Business Class Fluges, Vietnams Busse sind akustischer Krawall. Durch die Nacht, Licht an, Musik voll auf Anschlag, gefahren über dem Limit – die Wahrscheinlichkeit zu überleben, ist dennoch immer noch erstaunlich hoch. Wer also in einem Stück ankommt, stolpert mit Tinitus, völlig überdreht an einem der Traumstrände wie Na Thrang, Mui Ne oder der Ha Long Bucht aus dem Bus.  
Na Thrang Beach, Vietnam
Es passiert immer wieder, dass man von Einheimischen angesprochen wird. Meist sind es Studenten, die ihr Englisch verbessern wollen. Wer sich die Zeit nimmt, wird ein bisschen näher rankommen als nur bis an die freundliche Fassade der Vietnamesen, denn das Land ist auf dem Weg das neue Thailand zu werden. Leider. Thailand ist schon lange ein verlorenes Paradies. Vietnam hat noch das Unberührte, aber die einschlägigen Stops auf dem schmalen Gürtel Vietnam sind schon jetzt mit mehr und mehr Around-the-world-Backpacker Hang-outs gespickt.
Local hero! Besser mit Helm, wegen der Sicherheit….
Ganz pauschal kommen diese Backpacker in Vietnam in 3 Kategorien. Kategorie 1 ist der Deutsche. Alleinreisend, gerne in einem der vielen Massage Salons das Extra „Happy Ending“ buchend. Kategorie 2 ist der Franzose. Nie alleine, mindestens zu zweit. Als ehemalige französische Kolonie kommt man mit Francais relativ gut durchs Land, das nimmt den anglophoben Franzosen ihre Grundparanoia. Kategorie 3 ist der Brite. Immer in Gruppen. Backpack-Folklore. Die Briten fliegen um die Welt, um letztlich exakt das gleiche zu tun wie zu Hause. Saufen & Premier League im TV schauen. Von allen 3 Backpacker-Typen sind die Briten aber noch immer die Lustigsten. Englishmen in Vietnam, vor allem in der Bui Vien, der Khao San Road Saigons sieht man viele europäische Langnasen, wem danach ist.            

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