Riad von oben

Es ist nur eine Liste. Aber diese Liste ist lang und verschreckend. Vor der Einreise nach Saudi-Arabien gibt es eine Menge „Don’t“ zu berücksichtigen.

Kingdom Tower Riad

Kein Alkohol, keine Drogen – das ist noch verständlich. Keine unverhüllten Fotos auf dem privaten Handy – schon weniger. Keine Dating Apps, kein Instagram, kein Twitter, kein bisschen Haut, kein nichts. Keine Zeitschriften, die freizügig gekleidete Menschen zeigen, sprich nichts aus der „verdorbenen“ westlichen Welt.

Man muss kein Befürworter von Freizügigkeit sein, aber dieses Gefühl in seiner gewohnten Freiheit beschnitten zu werden, gibt schon vor der Ankunft einen unangenehmen Vorgeschmack für Willkür und Ohnmacht.

Es ist eine sehr befremdliche Erfahrung nach Saudi-Arabien zu reisen. Es sind die vielen Verbote. Ausgeführte Todesstrafen, Unterdrückung der Frauen, Missachtung menschlicher Grundrechte, die unruhig machen.

Auf dem Papier eine absolute Monarchie, mit der Betonung auf Absolut!!!. In der Realität ist die Hierarchie diktatorisch. Ein abgeschottetes Land mit einer großen Zukunftsvision. Man erahnt nur das traditionelle Arabien. Hohe Mauern um festungsgleiche Anwesen, wenige Fenster um, im Sommer, die brütende Hitze aus den Wohnungen zu halten. Von Außen wirkt dafür alles abweisend und menschenfeindlich.

4-5 spurige Highways führen an monotonen, sich immer ähnelnden erdfarbenen Wohnblöcken von Riad vorbei. Kein Mensch ist auf der Straße zu sehen. Aber links und rechts ziehen große SUVs an einander vorbei.  An vielen Kreuzungen ist der American Way of Life schon eingezogen. Fast Food Imbisse drücken sich aneinander – wie bei ungeliebten, aber wichtigen großen Bruder. Ohne Onkel Sam wären die Saudis noch isolierter. Sam braucht Erdöl, Saudi liefert. Eine Ehe mit Ehevertrag, aber keine große Liebe.

Wie die Frauen, so das Land. Alles wirkt wie hinter einem blickdichten Vorhang. Frauen in Abayas, voll verhüllt, nur funkelnde dunkle Augen sind zu sehen, welche den Fremden neugierig mustern. Es lässt Spielraum offen für Interpretationen, was die Damen darunter tragen. In den Shopping Malls sieht man Victoria Secret genauso wie alle anderen Läden.

Ladies & Family Sections an jeder Kasse der Restaurants. Strikte Trennung von Mann und Frau. Ein Land in schwarz-weiß. Frauen tragen schwarze Abayas, Männer weiße Thawbs.

Die Herrscherfamilie setzt sich Denkmäler in den Staub. Inmitten der Wüstenstadt Riad wächst wie am Lineal gezogen die gläserne Skyline. His Highness hat verstanden, dass die riesigen Erdölmengen nicht für immer den Wohlstand bringen, und setzt auf erneuerbare Energien. Solare Nutzung bietet sich an.

Der ramponierte Ruf eines Rüpels auf internationalem Parkett lässt sich heutzutage standesgemäß mit Sport Events aufpolieren. 300 Mio. € haben die Saudis hingeblättert um die belächelte Formel E für 10 Jahre nach Riad zu holen.  His Highness lässt sich den Spaß was kosten. Flugshow, eigene Royal Box für den ganzen Clan. Alleine der Fuhrpark an Bentleys, BMWs und Range Rovern ist verstörend. Der Gastgeber macht deutlich, wer hier der King im Dschungel ist.  Viele Frauen, und noch mehr Kinder gehören zur Entourage des obersten Chefs.

1. Formel E Rennen in Riad
Formel E Grandstands

Es ist der perfekte Hohn. Erdölgigant Saudi Arabien holt sich die vollelektrische Formel E als Showeinlage ins Land. Das passt so gar nicht zusammen.  Seine königliche Hoheit kann nämlich auch ganz anders. Es gibt derzeit ein Embargo auf Euro. Kein Hotel, keine Bank, niemand wechselt Euros in Saudische Riyal, nur US-Dollars. Aber Geld spielt ohnehin keine Rolle. Man sieht keine Obdachlosen, dafür viele Inder, Pakistani und Indonesier die die körperlich harte Drecksarbeit machen. Ein Saudi scheint sich den Thawb nie dreckig machen zu müssen.

Moderne Futuristik, Riad im Wandel

Die Saudis wissen sehr wohl um ihre exponierte und isolierte Stellung in der Welt. Viele erklären gerne und ungefragt, dass sich das Land schon sehr verändert habe und wollen letztlich genau dafür Anerkennung vom Gegenüber. Deutsche Markenqualität steht hoch im Kurs, überhaupt ist Saudi Arabien sehr geschmeidig für die teutonische Seele.  Deutschland ist sehr anerkannt und respektiert. Aber die arabische Seele bleibt dem Gast verschlossen.

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